Ludwig Uhland: Der Mohn (1824)

1Wie dort, gewiegt von Westen,
2Des Mohnes Blüte glänzt!
3Die Blume, die am besten
4Des Traumgotts Schläfe kränzt;
5Bald purpurhell, als spiele
6Der Abendröte Schein,
7Bald weiß und bleich, als fiele
8Des Mondes Schimmer ein.

9Zur Warnung hört ich sagen,
10Daß, der im Mohne schlief,
11Hinunter ward getragen
12In Träume, schwer und tief;
13Dem Wachen selbst geblieben
14Sei irren Wahnes Spur,
15Die Nahen und die Lieben
16Halt' er für Schemen nur.

17In meiner Tage Morgen,
18Da lag auch ich einmal,
19Von Blumen ganz verborgen,
20In einem schönen Tal.
21Sie dufteten so milde!
22Da ward, ich fühlt es kaum,
23Das Leben mir zum Bilde,
24Das Wirkliche zum Traum.

25Seitdem ist mir beständig,
26Als w'r es so nur recht,
27Mein Bild der Welt lebendig,
28Mein Traum nur wahr und echt;
29Die Schatten, die ich sehe,
30Sie sind wie Sterne klar.
31O Mohn der Dichtung! wehe
32Ums Haupt mir immerdar!

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Author

Ludwig Uhland (1787-1862)

* 04/26/1787 in Tübingen, † 11/13/1862 in Tübingen

männlich, geb. Uhland

deutscher Dichter, Literaturwissenschaftler und Landtagsabgeordneter

(Aus: Wikidata.org)

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