Ludwig Uhland: Reisen (1824)

1Reisen soll ich, Freunde! reisen,
2Lüften soll ich mir die Brust?
3Aus des Tagwerks engen Gleisen
4Lockt ihr mich zu Wanderlust?
5Und doch hab ich tiefer eben
6In die Heimat mich versenkt,
7Fühle mich, ihr hingegeben,
8Freier, reicher, als ihr denkt.

9Nie erschöpf ich diese Wege,
10Nie ergründ ich dieses Tal,
11Und die altbetretnen Stege
12Rühren neu mich jedesmal;
13Öfters, wenn ich selbst mir sage,
14Wie der Pfad doch einsam sei,
15Streifen hier am lichten Tage
16Teure Schatten mir vorbei.

17Wann die Sonne fährt von hinnen,
18Kennt mein Herz noch keine Ruh,
19Eilt mit ihr von Bergeszinnen
20Fabelhaften Inseln zu;
21Tauchen dann hervor die Sterne,
22Drängt es mächtig mich hinan,
23Und in immer tiefre Ferne
24Zieh ich helle Götterbahn.

25Alt' und neue Jugendträume,
26Zukunft und Vergangenheit,
27Uferlose Himmelsräume
28Sind mir stündlich hier bereit.
29Darum, Freunde! will ich reisen;
30Weiset Straße mir und Ziel!
31In der Heimat stillen Kreisen
32Schwärmt das Herz doch allzuviel.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Author

Ludwig Uhland (1787-1862)

* 04/26/1787 in Tübingen, † 11/13/1862 in Tübingen

männlich, geb. Uhland

deutscher Dichter, Literaturwissenschaftler und Landtagsabgeordneter

(Aus: Wikidata.org)

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