1Es war ein scheues Wort.
2Das war ausgesprochen
3Und hatte sich sofort
4Unter ein Sofa verkrochen.
5Samstags, als Berta das Sofa klopfte,
6Flog es in das linke, verstopfte
7Ohr von Berta. Von da aus entkam es.
8Ein Windstoß nahm es,
9Trug es weit und dann hoch empor.
10Wo es sich in das halbe, bange
11Gedächtnis eines Piloten verlor.
12Fiel dann an einem Wiesenhange
13Auf eine umarmte Arbeiterin nieder,
14Trocknete deren Augenlider.
15Wobei ein Literat es erwischte
16Und, falsch belauscht,
17Eitel aufgebauscht,
18Mittags dann seichten Fressern auftischte.
19Und das arme, mißbrauchte,
20Zitternde scheue Wort
21Wanderte weiter und tauchte
22Wieder auf, hier und dort.
23Bis ein Dichter es sanft einträumte,
24Ihm ein stilles Palais einräumte. – –
25Kam aber sehr bald ein Parodist
26Mit geschäftlich sicherem Blick,
27Tauchte das Wort mit Speichel und Mist
28In einen Aufguß gestohlner Musik.
29So ward es publik.
30So wurde es volkstümlich laut.
31Und doch nur sein Äußeres, seine Haut,
32Das Klangliche und das Reimliche.
33Denn das Innerste, Heimliche
34An ihm war weder lauschend noch lesend
35Erreichbar, blieb öffentlich abwesend.