1Dein Fest, mein Bräutigam, ist guter Lieder werth,
2Du hast sie auch mit Recht von meiner Pflicht begehrt;
3Ich aber dörfte sie dir bald mit Recht versagen.
4Mit Recht? Wieso? Gedult, ich muß den Neid erst fragen,
5Ob und wie weit sich hier mein Kiel erklären soll.
6Ich schreibe was ich will, so wird die Schmähsucht toll
7Und wüntscht mir insgemein mehr Sorgen auf den Nacken,
8Als Holl- und Engelland muß heuer Stockfisch packen.
9Man liset mehr als steht und als ich selbst gemeint:
10Der Bogen, ist noch naß, da schon die Mutter weint,
11Aus Kummer und Verdacht, als sucht ich durch mein Singen
12Den grundgelehrten Sohn ums Waßergeld zu bringen.
13Vertheidigt meine Kunst der Mägdgen Ruhm und Zucht,
14So wird ein jeder Reim mit Vorwiz durchgesucht,
15Um auch nur einen Schein von Sodoms finstren Sünden
16Und etwan wieder mich Gelegenheit zu finden.
17Ein ungerathner Sohn des weisen Epicur
18Glaubt alles, was er wüntscht, hält Laster und Natur
19Und Gott und Bauch vor eins und darf es doch wohl wagen,
20Mich als den Aretin in Zechen rumzutragen.
21Dort grunzt das Murmelthier, der falsche Pietist,
22Der nur wie Sodoms Frucht von außen kostbar ist,
23Und wenn ich oft aus Zwang ein Scherzgedichte schreibe,
24So will er mir sogleich mit Ebals Fluch zu Leibe.
25Ein Schulfuchs, der den Kopf voll griechscher Würmchen trägt,
26Brodt, Käse, Buch und Kiel in eine Schachtel legt,
27Die Eselsbrücke tritt, die Kinder römisch nennet
28Und recht rabbinisch thut, wenn er die Frau erkennet,
29Und denn ein Jungfernknecht, der Band und Spizen kauft,
30Mit Latten und Confect in Ball und Opern lauft,
31Toback als Gift verdammt, das Schuhwachs bey sich träget
32Und fast auf jeden Tritt den Haarzopf rückwärts schläget,
33Die beide, ja noch mehr, als dieses Blat kaum fast,
34Stehn bald vor Rachgier roth und bald vor Furcht erblast,
35Wenn Clio, die doch wohl nicht leicht an Stümper dencket,
36Den Narren unversehns in ihrem Busen kräncket.
37Ich schwaze dann und wann und halt es vor erlaubt.
38Man hört ja überall, wie eins das andre schraubt.
39Ists ohne Bitterkeit, so darf ein zornig Lachen
40Ein frey und sinnreich Wort nicht gleich zu Keilen machen.
41Was ist es denn nun mehr, wenn meine Muse spricht,
42Bav sey ein ehrlich Kerl, nur dichten könn er nicht.
43Im Herzen war Despreaux dem Chapellain gewogen,
44An dem er doch mit Recht das Reimen durchgezogen.
45Was kan mein Blat davor, wenn Flaviens Gestalt
46Sich hier im Spiegel sieht? Ich mache sie nicht alt;
47Sie zancke mit der Zeit und nicht mit mir im Lesen,
48Die Runzeln sind ja eh als meine Schrift gewesen.
49Das will ich wohl gestehn, daß, wenn ein Ignorant
50Sein naseweises Maul bey Celien verbrand
51Und Beßre neben sich durch stolzes Geld verdrungen,
52Mein Satyr dem Horaz bisweilen nachgesungen.
53Auch dies verschweig ich nicht und denck, ich habe Grund,
54Die Boßheit durchzuziehn, wenn manches Heuchlers Mund
55Des Allerhöchsten Wort zum Hochmuthsdeckel brauchet,
56Des Nechsten Schwachheit schimpft, vor Eifer schnaubt und rauchet,
57Von außen Feuer speit, von innen sicher lacht,
58Mit Beichtgeld Wucher treibt, den Pöbel rasend macht
59Und, wenn die Obrigkeit sein Maul, wie billig, schmeißet,
60Dazu noch orthodox und gar ein Märtrer heißet.
61Sagt, die ihr Warheit liebt und Gott und Klugheit kennt,
62Ists Unrecht, daß man die mit Hasenschrote brennt,
63Die, so an Sanftmuth stets dem Meister folgen sollen
64Und doch so ungestüm bey Lastern fromm thun wollen,
65Bey Lastern, die ihr Wiz in fremde Schmach verhüllt,
66Ihr Wiz, der vor der Zeit der Wollust Ohr gefüllt,
67Jezt aber seinen Rest, den die nicht gar verschwendet,
68Nach Pharisäerart aufs Kezermachen wendet!
69Die sind es überhaupt, die etwan meine Schrift,
70Ich weis oft selbst nicht wie noch wo, aufs Leder trift;
71Die sind es, wie gesagt, die mit verdorbnen Augen
72Verleumdung, Groll und Gift aus meiner Dinte saugen
73Und nachmahls über mich ein gottlos Zeter schreyn.
74So machts Polylogus, der stets den ersten Stein
75Auf meine Muse wirft. Ach, Schwezer, lerne faßen:
76Wer Glas auf Sparren trägt, muß ungeworfen laßen.
77Du sammlest, hörst und liebst die Mährchen aus der Stadt,
78Weil jedes Plauderweib erlaubten Zutritt hat.
79Da eifert Pinehas, da muß die Canzel schmählen
80Und, was ein Schaaf versehn, der ganzen Heerd erzehlen.
81Bleib, tummer Praedicant, bey deiner Concordanz
82Und geifre weiter nicht auf meinen Dichterkranz!
83Wo nicht, so freue dich auf meines Phoebus Pritsche
84Wie unser Choerilus, auf Deutsch Magister F(ritsche).
85Ein Narr mag noch so toll und unvernünftig schmähn,
86Er soll mir doch den Kiel nicht aus den Händen drehn.
87Die Warheit steht bey mir viel höher an dem Brete
88Als Strephon in der Gunst der geilen Apfel-Käthe.
89Ich lieb und lobe das, was Lieb und Lob verdient,
90Und lob es, wenn mir auch dadurch kein Glücke grünt.
91Hingegen soll mich auch wohl nichts bewegen können,
92Theranders albres Zeug ein Heldenlied zu nennen,
93Den Heuchler Ecobol vor fromm und engelrein,
94Clarindens schlüpfrig Maul vor Klugheit auszuschreyn,
95Der Unschuld um Gewinn ein Laster anzulügen
96Und durch gedungnes Lob die Nachwelt zu betriegen.
97Dir, werther Bräutigam, versagt nun meine Pflicht
98Aus Furcht der Tadelsucht das Brautlied weiter nicht;
99Vielmehr ergözt es mich und meine Pierinnen,
100Den Beyfall deiner Gunst durch Neider zu gewinnen.
101Wer, wohlgeprüfter Mann, wie längst von dir geschehn,
102Die Händel dieser Welt vernünftig eingesehn,
103Der wundert sich nicht mehr, wenn gleich die besten Sachen,
104Man mein es noch so gut, uns Haß und Unruh machen.
105Hier frage dich nur selbst und sinne weiter nach:
106Wie mancher lohnt dir jezt mit Undanck, Spott und Schmach,
107Der, wenn ihm nicht dein Fleiß in seinem Kummer riethe,
108Bey Wechselbriefen jezt noch arme Ritter briethe.
109Doch solch verdrießlich Zeug gehört nicht zu der Lust,
110Die nun zum dritten Mahl die Glut verliebter Brust
111In neue Flammen treibt. Las Amt und Sorge warthen,
112Die Liebe führt dich auch im Winter in den Garthen,
113Den Sehnsucht und Genuß mit Edens Früchten ziert
114Und wo der Küße West die Grillen weiter führt,
115Als Zemblens fauler Schnee von Misisippi lieget
116Und unsers Landes Ruhm mit seiner Leinwand flieget.
117Kein Mensch wird klug gewiegt noch ohne Schellen jung:
118Der zeigt sie durch den Geiz und jener durch den Trunck,
119Der dritte durch den Wahn von aufgeblehtem Wißen
120Und andre durch ein Band, um das sie sich geschmißen.
121Doch nirgend kommen wohl mehr Kappen an das Licht
122Als da, wo Cypripor den süßen Maulkorb flicht.
123Von Schilde sagt man sonst viel lächerliche Streiche,
124Dies Schilde, wie mich dünckt, liegt in der Venus Reiche.
125Hier währt jahraus jahrein das tümmste Fastnachtsspiel,
126Hier schwermt man mit Vernunft, mit Augen, Mund und Kiel,
127Legt Masquen an und ab und fährt bald auf, bald nieder;
128Hier kommt ein junger Fuchs und schmeichelt um die Glieder
129Der reichen Calaris, die sich so heilig stellt,
130Als wäre schon ihr Geist im Leben jener Welt;
131Dort giebt Philargyrus vor jeden Kuß zwey Gulden;
132Hier muß sich Selimor im Wind und Schnee gedulden,
133Bis daß sein Engelsbild, um die er gerne friert,
134Ihn durch das Hinterhaus ins Vörderstübchen führt;
135Und dort fährt Sylvia mit ihrer Brandtweinflasche,
136So bald der Bräutgam kommt, erschrocken in die Tasche.
137Balantes giebt sein Weib vor 7000. aus,
138Der andre Hochzeittag macht sieben Nullen draus.
139Serran will beßer thun, verliebt sich in die Farbe,
140Bekommt sie und zugleich die Keuschheit mit der Narbe
141Und ist so glücklich dran als Cres, der gute Greis,
142Der fast vor Kopfweh stirbt und keinen Rath mehr weis,
143Als daß er an der Treu von seinem jungen Kinde
144Den lezten Trost (doch nur mit Glaubensaugen) finde.
145So gehts, wenn unser Zweck auf falsche Gründe baut.
146Die Tugend und der Werth der angenehmen Braut
147Entdeckt, mein Gönner, schon dem Reste deines Lebens
148Ein beßer Wiederspiel. Du hast dich nie vergebens
149Noch ohne Frucht bemüht, und wie dein kluger Schluß,
150Was viele sonst verwirrt, in Ordnung bringen muß,
151So lehrt er auch nun hier bey diesem, was er liebet,
152Wie gut sich dein Verstand zu guter Wahl geübet.
153Geneuß daher einmahl der oft versagten Ruh
154Und bringe deine Zeit mit beßrer Muße zu.
155Du hast bereits bisher in deinen jungen Jahren
156Genug gereist, gesehn, gehört, geprüft, erfahren
157Und glücklich angebracht; auch Cato läst beym Wein
158Den angebohrnen Ernst bisweilen Vivat schreyn.
159Dein dritter Ehrentag erfodert gleiche Freude,
160Drum las die Todten ruhn und gieb dem Wittwerkleide
161Von nun an gute Nacht. Neun Jahr im Trauren gehn
162Legt rechte Lieb an Tag und will fast beßer stehn,
163Als wenn man, da die Frau noch auf der Baare lieget,
164Der schönen Nachbarin das Kind in Zukunft wieget.
165Nun kommt es auf den Wuntsch; der aber fällt mir schwer,
166Mein Phoebus hat davon vorlängst den Kasten leer
167Und weis wie Isaac dort, und zwar der Worte wegen,
168Die schon der Reim verbraucht, fast weiter keinen Seegen.
169Jedoch, was er nicht weis, das kan des Himmels Huld:
170Die Hochzeitwoche prangt mit Eintracht und Gedult,
171Die lezte wird der Eh das Creuz erträglich machen,
172Die erste mit der Braut in deinen Armen lachen,
173Bis daß die Martinsgans des Storches Amt vertritt.
174Der aber bringe dir so viel Vergnügung mit,
175Als Mopse wilder Zucht mein Knittel hier getrofen
176Und Mägdgen dieses Jahr auf Schlittenwetter hofen.