Friedrich Rückert: Barbarossa (1827)

1Der alte Barbarossa,
2Der Kaiser Friederich,
3Im unterird'schen Schlosse
4Hält er verzaubert sich.

5Er ist niemals gestorben,
6Er lebt darin noch jetzt;
7Er hat im Schloß verborgen
8Zum Schlaf sich hingesetzt.

9Er hat hinabgenommen
10Des Reiches Herrlichkeit,
11Und wird einst wiederkommen
12Mit ihr, zu seiner Zeit.

13Der Stuhl ist elfenbeinern,
14Darauf der Kaiser sitzt;
15Der Tisch ist marmelsteinern,
16Worauf sein Haupt er stützt.

17Sein Bart ist nicht von Flachse,
18Er ist von Feuersglut,
19Ist durch den Tisch gewachsen,
20Worauf sein Kinn ausruht.

21Er nickt als wie im Traume,
22Sein Aug' halb offen zwinkt;
23Und je nach langem Raume
24Er einem Knaben winkt.

25Er spricht im Schlaf zum Knaben:
26Geh hin vors Schloß, o Zwerg,
27Und sieh, ob noch die Raben
28Herfliegen um den Berg.

29Und wenn die alten Raben
30Noch fliegen immerdar,
31So muß ich auch noch schlafen
32Verzaubert hundert Jahr.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Author

Friedrich Rückert (1788-1866)

* 05/16/1788 in Schweinfurt, † 01/31/1866 in Neuses

männlich, geb. Rückert

deutscher Dichter, Übersetzer und Orientalist (1788–1866)

(Aus: Wikidata.org)

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