Friedrich Rückert: 1. Die Winternachtigall (1827)

1So laut im Winterzimmer schmettert
2Die Nachtigall,
3Daß sich ein Frühlingshain beblättert
4An ihrem Schall:
5Zum blauen Himmel wird die Decke
6Und jede Wand zur grünen Hecke,
7Zur Schattengrotte jede Dunkelecke,
8Des Vorhangs Weh'n zu Bäche-Rieselfall.

9Nur wenn der Himmel oft so schaurig
10Durchs Fenster schaut,
11Dann klagt die Nachtigall so traurig
12Den Klagelaut,
13Als wollte sie ihr Los verklagen,
14Daß sie in Winterhaft muß schlagen
15Und schweigen einst, wann in beglücktern Tagen
16Der freie Frühling seinen Tempel baut.

17Doch laß dich das nur nicht verdrießen
18Und singe zu!
19Ein Lenz muß auch im Winter sprießen,
20Den wirkest du.
21O Himmelskehl' im Zeitenfroste,
22Du bist gegeben uns zum Troste;
23Sing' nur, und ob es dir die Seele koste,
24In jede Seele Sehnsucht, Schmerz und Ruh'.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Author

Friedrich Rückert (1788-1866)

* 05/16/1788 in Schweinfurt, † 01/31/1866 in Neuses

männlich, geb. Rückert

deutscher Dichter, Übersetzer und Orientalist (1788–1866)

(Aus: Wikidata.org)

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