Clara Müller-Jahnke: Vorbei (1882)

1Und wenn du wieder zu mir trätest
2und weinend um Verzeihung bätest,
3es wird doch nimmer, wie es war:
4das Glück ist tot, das wir genossen,
5die Blüte, die sich uns erschlossen,
6ist nun verwelkt, für immerdar.

7Mir würde stets vor Augen stehen,
8wie ich so maßlos dich gesehen
9im Zorn, dem jeder Grund gebrach –
10und bei dem Kuß von deinem Munde
11gedächt ich doch der bösen Stunde,
12als er so bittre Worte sprach.

13In jener Stunde sank für immer
14der fromme Glaube mir in Trümmer,
15daß du mein Bild im Herzen trugst,
16daß ich dein tiefstes Sein besessen – – –
17vergeben kann ich – nicht vergessen:
18die Wunde brennt, die du mir schlugst.

19Nein, geh: ich hab es überwunden,
20den Frieden hab ich jetzt gefunden,
21den deine Liebe mir nicht gab.
22Geh hin, vor deinen Gott zu treten –
23und wenn ich sterbe, magst du beten
24und weinen über meinem Grab.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Clara Müller-Jahnke (1861-1905)

* 02/05/1861 in Łęczno, † 11/04/1905 in Rahnsdorf

weiblich, geb. Müller

deutsche sozialistische Dichterin, Journalistin und Frauenrechtlerin

(Aus: Wikidata.org)

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