1O Herr, du starker Gott, du Vater unsrer Väter,
2und ihres Samens auch, der ein gerechter Täter
3in deinen Satzen ist, der du das Firmament,
4der tiefen Erde Schoß und was sich drinnen wendt,
5auch was steht unverwandt, aus Nichts doch hast erfunden!
6Du hast das hohe Meer durch dein Gebot erfunden,
7du, Gott, verschleußst die See, als siegeltst du sie zu,
8sie bricht nicht dein Pitschier. Du Herr, allein Herr du
9bist schrecklich und doch gut. Dein herrlich Loh zu mehren
10erschufst du diesen Bau. Dich, dich muß alles ehren.
11Diß Ganz' erschrickt für dir. Wir fürchten uns erblaßt
12für deiner großen Macht, die du dir geben hast.
13Unträglich ist dein Zorn, den du den Sündern dräuest.
14Doch deine Mildigkeit, die du hierbei verleihest,
15ist mäßig ohne Maß, und zu erforschen nicht,
16wie deinen grimmen Ernst die linde Gnade bricht.
17Der Allerhöheste bist du allein zu nennen,
18so weit die Sonne kan mit ihren Gäulen rennen
19umb die gecirkte Welt! Jedoch, wie groß du bist,
20so lind' und gnädig auch dein Herz, o Vater, ist.
21Die Strafe trübt dich selbst, mit der du uns belegen,
22uns harte Sünder, must. Drumb hastu auch hingegen
23ein Vorteil auserdacht, wie du der offnen Schuld
24kanst einen Durchstrich tun und wieder werden huld.
25Das ist die ernste Buß', in der du uns quittirest
26von aller Missetat. Weil aber du, Herr, führest
27den Namen, daß du bist der Frommen Gott allein,
28so kan die Buße nicht den Frommen geben sein,
29wie Abram, Isaak und Jacob für dir waren,
30als denen wider dich kein Feil nie widerfahren.
31Ich aber habe, Herr, vor dir gesündigt sehr,
32mein Unrecht überwiegt den kleinen Sand am Meer.
33Ich muß gekrümmet gehn in schweren eisern Banden
34und habe keine Ruh, weil ich mit meinen Schanden
35erwecket deinen Zorn, da ich vor dir getan
36groß' übermachte Schuld, indem ich böser Mann,
37viel schweres Ergernüß und solche Greuelsünden
38vorhin hab' ausgeübt. Doch so noch Heil zu finden,
39so sieh, ich beuge, Herr, die Knie des Gemüts,
40mein Herze neigt sich dir. Erteil mich des Beschieds,
41daß ich Gnad' haben sol! Ach Herr, ich bin gefallen!
42Gefallen bin ich, Herr. Nun aber, wie dem Allen,
43ich kan und wil und sol es leugnen nicht für dir,
44ich beichte meine Schand'. Ich bitte, steh bei mir!
45vergib mir, fleh' ich, Herr! Herr, wehre dem Verderben!
46Laß mich doch trostlos nicht in meinen Sünden sterben!
47Herr, mildre mir die Straf', und laß sie träglich sein!
48Hilf mir Unwürdigen und brich zu mir herein
49mit deinem Gnädigsein! So wil ich dein Erbarmen
50beloben, weil ich bin. Dich rühmet, was umbarmen
51der Himmel starke Heer'. Herr, preisen sol man dich,
52dich Grundbarmherzigen, wie ietzt, so ewiglich.