Johann Rist: Diogenes (1637)

1Diogenes der pflag ohn' alle Ross' und Wagen
2Sein ganzes Hausgerät stets mit sich umzutragen,
3Das war ein' alte Tasch', ein Gerstenmus, ein Stab,
4Dazu ein Becherlein, das nannt' er all' sein Hab.
5Und wann er solches trug, so klagt' er schier mit Zähren,
6Es thäte dieß Gerät ihn gar zu sehr beschweren,
7Er meinte seinen Stab, Beibeutel und Pokal,
8Der doch nur büchen war, den Plunder allzumal.
9Als er nun einst am Fluß aus Ungeschicht that hinken
10Und sah ein armes Weib aus ihren Händen trinken,
11»was«, rief er, »schlepp' ich mich, mein Trinkgeschirr, mit dir?
12Ich seh' ein besser Stück; mein Becherlein, lig' hier,
13Ich trage dich nicht mehr.« Hiemit that er sich wenden
14Zum kühlen Bach und trank hinfürter aus den Händen,
15Womit er uns zugleich erinnert recht und wol,
16Daß einer mehr nicht, als ihm not ist, haben sol.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Author

Johann Rist (1607-1667)

* 03/08/1607 in Hamburg, † 08/31/1667 in Wedel

männlich, geb. Rist

deutscher Dichter und lutherischer Prediger

(Aus: Wikidata.org)

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