Ludwig Thoma: Gottesgericht (1894)

1Ein Enterich hat jüngst im Freien
2Der Liebe ohne Scheu gefrönt.
3Natürlich waren sie zu zweien,
4Und was sie taten, ist verpönt.

5Er hatte das Rezept gefunden
6Zu jenem alten Wonnespiel,
7Wobei er oben und sie unten
8Ins Auge des Betrachters fiel.

9Ha! Wie ihm alle Sinne schwinden,
10Da schien es manchem offenbar,
11Daß jedes ethische Empfinden
12In diesem Tier erloschen war.

13Ein solches Beispiel öffentlicher
14Verdorbenheit kommt selten vor.
15Doch Gottes Mühlen mahlen sicher,
16Hier war es ein Benzinmotor.

17Das Rad zerquetscht sie in der Rinne
18Und preßt den Enterich auf sie,
19Es war wohl in gewissem Sinne
20Auch eine Schicksalsironie.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Author

Ludwig Thoma (1867-1921)

* 01/21/1867 in Oberammergau, † 08/26/1921 in Tegernsee

männlich, geb. Thoma

natürliche Todesursache - Magenkarzinom

deutscher Schriftsteller

(Aus: Wikidata.org)

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