1Der Lenzwind tanzt auf Berg und Heide,
2Jung Ivo taumelt wie im Traum,
3Und zierlich schürzt die Birk den Saum
4An ihrem grünen Seidenkleide.
5Sein Bündelchen im tollen Reigen
6Wirft er empor zum lust'gen Ritt:
7»o Birke! wieg auf deinen Zweigen
8Mein armes Ränzel freundlich mit!
9Was macht der Heide Glanz so traurig
10Mein arm unwissend Bubenherz?
11Was bettelt es und was begehrt's,
12Das mich durchwallt so süß und schaurig?
13Tief möcht ich in den Himmel greifen,
14Und meine Lippen zucken leis –
15O könnt ich singen oder pfeifen,
16Was mir im Blute gärt so heiß!
17Am Bach sah ich mein Mädchen stehen,
18O traute Birk! im Morgenstrahl,
19Dann aber froh aus unserm Tal
20Mit Wanderschritten eilend gehen.
21Sie ist dies Jahr so schön geworden,
22Ich sah's mit jähem Schrecken ein!
23Was aber soll im Bettlerorden
24Der reichen Schönheit Prunk und Schein?
25Was schiert mich all dies stolze Blühen?
26Beschränke dich, du eitle Brust!
27Umsonst! mich will die fremde Lust
28Weit in die dunkle Ferne ziehen;
29Du liebe Schwester Birke, senke
30Mein Säcklein wieder frei herab
31Und einen deiner Äste schenke
32Mir noch zum grünen Bettelstab!
33Ich wandre, bis das Land ich finde,
34Das beßre, wo der ärmste Mann
35Ein Quentlein Hoffnung kaufen kann
36Für einen Deut von Birkenrinde.
37Dann wird mein Stecken bald zu Golde,
38Das schönste Schloß erstürm ich frisch,
39Drin sitzt als Glück mein Kind, das holde,
40Und winkt mir lächelnd an den Tisch!«