Gottfried Keller: Rote Lehre (1854)

1»ich bin rot und hab's erwogen
2Und behaupt es unverweilt!
3Könnt ich, würd ich jeden köpfen,
4Der nicht meine Meinung teilt!«

5In des Baders enger Stube
6Vetter Hansen also sprach,
7Eben als 'nem feisten Bäcker
8Jener in die Ader stach.

9Und des Blutes muntrer Bogen
10Aus dem dicken drallen Arm
11Fiel dem Vetter auf die Nase,
12Sie begrüßend freundlich warm.

13Bleich, entsetzt fuhr er zusammen,
14Wusch darauf sich siebenmal;
15Doch noch lang rümpft' er die Nase,
16Fühlt' noch lang den warmen Strahl.

17Mittags widert ihm die Suppe,
18Rötlich dampft sie, wie noch nie;
19Immer geht es so der alten
20Grauen Eselstheorie!

21Manches Brünnlein mag noch springen
22In das Gras mit rotem Schein;
23Doch der Freiheit echter, rechter
24Letzter Sieg wird trocken sein.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:

Gottfried Keller (1819-1890)

* 07/19/1819 in Zürich, † 07/15/1890 in Zürich

männlich, geb. Keller

Schweizer Schriftsteller, Dichter und Maler

(Aus: Wikidata.org)

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