Conrad Ferdinand Meyer: Mittagsruhe haltend auf den Matten Titel entspricht 1. Vers(1861)

1Mittagsruhe haltend auf den Matten
2In der morschen Burg gezacktem Schatten,
3Vor dem Türmchen eppichübersponnen,
4Hab ich einen Sommerwunsch gesonnen,
5Während ich ein Eidechsschwänzchen blitzen
6Sah und, husch, verschwinden durch die Ritzen...

7Wenn es lauschte... wenn es meiner harrte...
8Wenn – das Pförtchen in der Mauer...
9Dem Geräusche folgend einer Schleppe,
10Fänd ich eine schmale Wendeltreppe
11Und, von leiser Hand emporgeleitet,
12Droben einen Becher Wein bereitet...
13Dann im Erker säßen wir alleine,
14Plauderten von nichts im Dämmerscheine,
15Bis der Pendel stünde, der da tickte,
16Und ein blondes Haupt entschlummernd nickte,
17Unter seines Lides dünner Hülle
18Regte sich des blauen Quelles Fülle...
19Und das unbekannte Antlitz trüge
20Ähnlichkeiten und Geschwisterzüge
21Alles Schönen, was mir je entgegen
22Trat auf allen meinen Erdewegen...
23Was ich Tiefstes, Zartestes empfunden,
24Wär an dieses blonde Haupt gebunden
25Und in eine Schlummernde vereinigt,
26Was mich je beseligt und gepeinigt...
27Dringend hätt es mich emporgerufen
28Dieser Wendeltreppe Trümmerstufen,
29Daß ich einem ganzen vollen Glücke
30Stillen Kuß auf stumme Lippen drücke...
31Einmal nur in einem Menschenleben –
32Aber nimmer wird es sich begeben!

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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