1Da die Hirten ihre Herde
2Ließen und des Engels Worte
3Trugen durch die niedre Pforte
4Zu der Mutter und dem Kind,
5Fuhr das himmlische Gesind
6Fort im Sternenraum zu singen,
7Fuhr der Himmel fort zu klingen:
8»friede, Friede! auf der Erde!«
9Seit die Engel so geraten,
10O wie viele blut'ge Taten
11Hat der Streit auf wildem Pferde,
12Der geharnischte, vollbracht!
13In wie mancher heil'gen Nacht
14Sang der Chor der Geister zagend,
15Dringlich flehend, leis verklagend:
16»friede, Friede... auf der Erde!«
17Doch es ist ein ew'ger Glaube,
18Daß der Schwache nicht zum Raube
19Jeder frechen Mordgebärde
20Werde fallen allezeit:
21Etwas wie Gerechtigkeit
22Webt und wirkt in Mord und Grauen
23Und ein Reich will sich erbauen,
24Das den Frieden sucht der Erde.
25Mählich wird es sich gestalten,
26Seines heil'gen Amtes walten,
27Waffen schmieden ohne Fährde,
28Flammenschwerter für das Recht,
29Und ein königlich Geschlecht
30Wird erblühn mit starken Söhnen,
31Dessen helle Tuben dröhnen:
32Friede, Friede auf der Erde!