1Der Platz ist leer, das Volk hat sich verlaufen,
2Der Dampf verflog, die Schüsse sind verhallt;
3Nur hier und dort steht einsam noch ein Haufen,
4Im Auge Zorn, die Hände starr geballt;
5Husaren ziehn; – ein Tag der Schmach war euer!
6Ihr goßt das Blei, das seine
7Ihr schoßt es ab! Euch galt sein Wort: »Gebt Feuer!
8. . . .
9»gebt Feuer!« – ja, das hat er oft gesprochen,
10Wenn er zu Roß durch eure Reihen flog;
11Wenn zu der Hufe ungeduld'gem Pochen
12Er nun sein Schwert, das makellose, zog!
13Für Spaniens Heil, für eurer Waffen Ehre,
14Wie hat er stets zu führen euch gewußt!
15Heut lenkt' er wieder Feuerröhre,
16– O Gott, auf seine eigne Brust!
17Und wer verdammt ihn? – Er, der jetzt das Ruder
18Des morschen Staats in ehrnen Händen hält!
19Der Waffenbruder seinen Waffenbruder!
20Nicht wahr – sie schliefen in demselben Zelt?
21Ihr saht sie rasten oft in einer Scheuer?
22Aus einem Becher tranken sie? – Gewiß!
23Ihr saht es oft! – O Gott, und heute? – »Feuer!
24. . . .
25Ja, laßt mich steigen auf mein liebstes Pferd!
26Noch einmal gern säh' ich mein Schwert erblitzen,
27So wie es Reitern aus der Scheide fährt!
28Den ich im Kampf erblickt auf tausend Seiten,
29Dem ich seit Jahren dreist die Stirne bot,
30Auch jetzt dem Tod möcht' ich entgegen
31Gern stürb' ich einen Reiterstod!«
32Er starb ihn nicht – er ward hinaus
33Gesenkten Halses blieb daheim sein Roß;
34Dicht lag der Staub auf seinen Mähnenhaaren,
35Indes man draußen seinen Herrn erschoß!
36Einförm'gen Hufschlags trat es sein Gemäuer –
37Ha, lieber wahrlich knirscht' es ins Gebiß
38Und stampfte wiehernd in den Zuruf: – »Feuer!
39....
40Schlank, hoch und herrlich trat er aus dem Wagen;
41Dann küßt' er brünstig ein Marienblid.
42»in allen Schlachten hab' ich dich getragen:
43Was du vermochtest, hast du treu erfüllt!
44Die dich mir gab, mein Weib hat dich gesegnet;
45Geh zu ihr heim – getan ist deine Pflicht!
46Du lenkst die Kugeln, so die Walstatt regnet,
47Der Richtstatt Kugeln lenkst du nicht!« –
48Dann, daß kein Blei an ihm vorüberpfeife,
49Gab er den Schützen selber ihren Stand,
50Und wies sich auf sein blitzend Kriegsgewand;
51Gab Ring und Kreuz dem Freunde drauf: – »Du Treuer!
52Dies dem Regenten – meinem Weibe dies!
53Zerbrich mein Schwert! Was zaudert ihr? Gebt Feuer!
54....
55Die Salve fiel: – was wollt ihr weiter wissen?
56Die Salve fiel: – sein Auge zuckte nicht!
57»legt an, gebt Feur!« – Zerschmettert und zerrissen
58Sank in den Staub sein edel Angesicht! –
59So war sein Tod! Ich heiß' ihn einen schönen!
60Es war ein mut'ger, ritterlicher Fall,
61Und er verdient es, daß ihm Verse dröhnen,
62Dumpf, wie gedämpfter Trommeln Schall.
63Ob jedem recht: – schiert ein Poet sich drum?
64Seit Priams Tagen, weiß er, wird gesündigt
65In Ilium und außer Ilium!
66Er beugt sein Knie dem Helden Bonaparte
67Und hört mit Zürnen d'Enghiens Todesschrei:
68Der Dichter steht auf einer höhern Warte,
69Als auf den Zinnen der Partei.
70Drum auch: Soll ja, was jener ernst gesprochen,
71Jetzt oder später in Erfüllung gehn,
72Soll aus der Opfer blutbespritzten Knochen
73Ein Held, ein Rächer flammend auferstehn: –
74Nicht sei's für sie! Was einzelnen Altäre!
75Dir nur, o Spaniens kriegszerrißne Mark,
76Dir nur, du Land altritterlicher Ehre,
77Zwei Arme wünsch' ich, fest und stark.
78Unselig Land, dich wollt' ich, daß sie rächten!
79Du liegst und stöhnst – kein Helfer tritt heran.
80Du gleichst dem Stier in deinen Stiergefechten,
81Der blutend zuckt und doch nicht sterben kann.
82Die Völker sehn's, sie stehn geschart im Kreise!
83Daß er dich rette, tritt kein einz'ger vor?
84Ein Matador! – Wen lüstet nach dem Preise? –
85»ein Reich für einen Matador!«
86Nicht, daß er vollends dich zum Tod verwunde –
87Nein, daß er heile deine Wunden dir!
88Noch ist es Zeit! – Noch hast du Kraft! – Gesunde!
89Wirf deine Quäler, Andalusias Stier!
90Noch wehn in Büscheln deines Hauptes Haare,
91Dein Auge glüht, scharf noch ist dein Gebiß!
92Ein Matador! – Wer wagt's? – –