Ludwig Eichrodt: O Spektakel, welch' ein Schrecken! Titel entspricht 1. Vers(1859)

1O Spektakel, welch' ein Schrecken!
2Das ist Trauersiegellak.
3Jeremias Birkenstecken,
4Bürste deinen schwarzen Frack!

5Welche Botschaft! Biedermaier,
6Dieser Edle, lebt nicht mehr!
7Bindet Flor an meine Leier,
8Denn der Vorgang schmerzt mich sehr.

9Bindet Flor an Hut und Hauben,
10Daß die Thräne besser fließt,
11Niemand wird die Nachricht glauben,
12Bis er's in dem Blättle liest.

13Gott! hätt' ich das können ahnen,
14Daß der große Mann verschied,
15Als wir eben in dem Schwanen
16Sangen sein Kartoffellied!

17Morgen wird man ihn begraben,
18Schlag halb zehn Uhr, denn genau
19Will es das Gesetz so haben:
20Uns're weise Leichenschau.

21O muß Alles denn von hinnen,
22Was da schön und edel ist,
23Dieses bringt mich schier von Sinnen,
24Solch ein Dichter, Mensch und Christ!

25Nein, wer wird sich da nicht grämen,
26Wenn er einen Freund verliert?
27Namentlich, muß er vernehmen,
28Daß man ihn hat falsch kurirt

29Darf der Bürger denn nicht klagen,
30Wo selbst die Regierung klagt,
31Die ihm erst vor wenig Tagen
32Die Medaille angesagt?

33Klaget, klaget, lieben Leute,
34Denn das Klagen ist erlaubt,
35Wenn der Tod als seine Beute
36Einen Biedermaier raubt.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Author

Ludwig Eichrodt (1827-1892)

* 01/01/1827 in Durlach, † 01/01/1892 in Lahr/Schwarzwald

männlich, geb. Eichrodt

deutscher humoristischer Dichter

(Aus: Wikidata.org)

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