1Am Abend saß ich jüngst, gelassen und in Ruh,
2In einem kleinem Garten-Zimmer,
3Und sah durchs Fenster-Glas, wie sich des Tages Schim-
4mer
5Gemach verringerte: Die Schatten nahmen zu.
6Indem erblicket’ ich ein ämsiges Geschwebe.
7Von einer Spinnen war ein ziemlich starck Gewebe
8Jm Zimmer, vor den Scheiben her, gespannt,
9Und, zwischen dieser falschen Wand,
10Sah ich am Scheiben-Glas’ ein weisses Eulchen fliegen
11Stets auf und nieder, hin und her.
12Es schien, ob sucht’ es blos am Lichte sein Vergnügen,
13Und, daß es blos dadurch gesichert wär.
14Jhr schwartzer Feind, die Spinne, ruhte nicht,
15Sie lieff’ bald in die läng’, bald in die qver,
16Mit offuen Klauen, doch des Himmels Licht,
17Des Eulchens Augenmerck, wodurch es nicht zurücke,
18Und nur stets vorwerts flog, befreit es von dem Stricke
19Und seinem Untergang, indem es ungefehr,
20Nach langem Flattern, in der Scheibe
21An eine Spalte kam,
22Und durch dieselbige sich seinem Tod’ entzog,
23Die Freyheit frölich nahm,
24Und nach dem lang gesuchten Lichte flog.