1Sie lagen vier Jahre im Schützengraben.
2Zeit, große Zeit!
3Sie froren und waren verlaust und haben
4daheim eine Frau und zwei kleine Knaben,
5weit, weit –!
6Und keiner, der ihnen die Wahrheit sagt.
7Und keiner, der aufzubegehren wagt.
8Monat um Monat, Jahr um Jahr . . .
9Und wenn mal einer auf Urlaub war,
10sah er zu Haus die dicken Bäuche.
11Und es fraßen dort um sich wie eine Seuche
12der Tanz, die Gier, das Schiebergeschäft.
13Und die Horde alldeutscher Skribenten kläfft:
14»krieg! Krieg!
15Großer Sieg!
16Sieg in Albanien und Sieg in Flandern!«
17Und es starben die andern, die andern, die andern . . .
18Sie sahen die Kameraden fallen.
19Das war das Schicksal bei fast allen:
20Verwundung, Qual wie ein Tier, und Tod.
21Ein kleiner Fleck, schmutzigrot –
22und man trug sie fort und scharrte sie ein.
23Wer wird wohl der nächste sein?
24Und ein Schrei von Millionen stieg auf zu den Sternen.
25Werden die Menschen es niemals lernen?
26Gibt es ein Ding, um das es sich lohnt?
27Wer ist das, der da oben thront,
28von oben bis unten bespickt mit Orden,
29und nur immer befiehlt: Morden! Morden! –
30Blut und zermalmte Knochen und Dreck . . .
31Und dann hieß es plötzlich, das Schiff sei leck.
32Der Kapitän hat den Abschied genommen
33und ist etwas plötzlich von dannen geschwommen.
34Ratlos stehen die Feldgrauen da.
35Für wen das alles? Pro patria?
36Brüder! Brüder! Schließt die Reihn!
37Brüder! das darf nicht wieder sein!
38Geben sie uns den Vernichtungsfrieden,
39ist das gleiche Los beschieden
40unsern Söhnen und euern Enkeln.
41Sollen die wieder blutrot besprenkeln
42die Ackergräben, das grüne Gras?
43Brüder! Pfeift den Burschen was!
44Es darf und soll so nicht weitergehn.
45Wir haben alle, alle gesehn,
46wohin ein solcher Wahnsinn führt –
47Das Feuer brannte, das sie geschürt.
48Löscht es aus! Die Imperialisten,
49die da drüben bei jenen nisten,
50schenken uns wieder Nationalisten.
51Und nach abermals zwanzig Jahren
52kommen neue Kanonen gefahren. –
53Das wäre kein Friede.
54Das wäre Wahn.
55Der alte Tanz auf dem alten Vulkan.
56Du sollst nicht töten! hat einer gesagt.
57Und die Menschheit hörts, und die Menschheit klagt.
58Will das niemals anders werden?
59Krieg dem Kriege!
60Und Friede auf Erden.