1Wenn du mal groß bist, Leopold,
2dann sieh dich um in Deutschland-Preußen,
3wo eure Flagge Schwarz-Rot-Gold
4im Wind weht über lauter Preußen.
5Stell dich auf einen Aussichtsstand,
6und vor dir liegt dein Vaterland:
7Ganz oben thront die Schicht mit Geld,
8die hat die Kohlen, Stahl und Rüben;
9die lenkt den Lauf der deutschen Welt,
10die läßt die Reichswehr kräftig üben.
11Augen gradeaus!
12Gehorsam harret ihres Winks
13das Korps der Rache in Talaren:
14die segnen rechts und wüten links,
15so lernten sies auf Seminaren.
16Im Namen des Volkes –!
17Da schwätzt der Reichstag, lieber Gott!
18Hörst du den alten Breitscheid reden?
19Er ist voll Ironie und Spott –
20zum Schluß bewilligen sie dann jeden
21Etat.
22Und unter allen den Gewalten
23da kannst du, Leopold mein Sohn,
24dein Leben lang die Schnauze halten –
25von wegen Subordination.
26Aber lauter Republikaner,
27lauter Republikaner!
28Und willst du wissen, wem du das
29verdankst, dies Reich von kleinen Strebern:
30dann wein dir nicht die Äuglein naß –
31dann wandle du zu deutschen Gräbern.
32Auf jedem ein Gedenkstein:
33Da liegen, die zu meiner Zeit
34aus Angst vorm Volk die eignen Ziele
35verrieten – taktisch so gescheit!
36und klug! und überhaupt Schlemihle.
37Sie machten schon im Umsturz schlapp
38und saßen ängstlich auf der Banke.
39Charakter war bei denen knapp . . .
40Leg einen Kranz auf jedes Grab
41und dann sag leise, leise:
42Danke.