1Mutter, wozu hast du deinen aufgezogen?
2Hast dich zwanzig Jahr mit ihm gequält?
3Wozu ist er dir in deinen Arm geflogen,
4und du hast ihm leise was erzählt?
5Bis sie ihn dir weggenommen haben.
6Für den Graben, Mutter, für den Graben.
7Junge, kannst du noch an Vater denken?
8Vater nahm dich oft auf seinen Arm.
9Und er wollt dir einen Groschen schenken,
10und er spielte mit dir Räuber und Gendarm.
11Bis sie ihn dir weggenommen haben.
12Für den Graben, Junge, für den Graben.
13Drüben die französischen Genossen
14lagen dicht bei Englands Arbeitsmann.
15Alle haben sie ihr Blut vergossen,
16und zerschossen ruht heut Mann bei Mann.
17Alte Leute, Männer, mancher Knabe
18in dem einen großen Massengrabe.
19Seid nicht stolz auf Orden und Geklunker!
20Seid nicht stolz auf Narben und die Zeit!
21In die Gräben schickten euch die Junker,
22Staatswahn und der Fabrikantenneid.
23Ihr wart gut genug zum Fraß für Raben,
24für das Grab, Kamraden, für den Graben!
25Werft die Fahnen fort!
26Die Militärkapellen
27spielen auf zu euerm Todestanz.
28Seid ihr hin: ein Kranz von Immortellen –
29das ist dann der Dank des Vaterlands.
30Denkt an Todesröcheln und Gestöhne.
31Drüben stehen Väter, Mütter, Söhne,
32schuften schwer, wie ihr, ums bißchen Leben.
33Wollt ihr denen nicht die Hände geben?
34Reicht die Bruderhand als schönste aller Gaben
35übern Graben, Leute, übern Graben –!