Kurt Tucholsky: Einigkeit und Recht und Freiheit (1912)

1Was die Freiheit ist bei den Germanen,
2die bleibt meistens schwer inkognito.
3Manche sind die ewigen Untertanen,
4möchten gern und können bloß nicht so.
5Denn schon hundert Jahr
6trifft dich immerdar
7ein geduldiger Schafsblick durch die Brillen.
8Doof ist doof.
9Da helfen keine Pillen.

10Was Justitia ist bei den Teutonen,
11die hat eine Binde obenrum.
12Doch sie tut die Binde gerne schonen,
13und da bindt sie sie nicht immer um.
14Unten winseln die
15wie das liebe Vieh.
16Manche glauben noch an guten Willen . . .
17Doof ist doof.
18Da helfen keine Pillen.

19Was die Einigkeit ist bei den Hiesigen,
20die ist vierundzwanzigfach verteilt.
21Für die Länder hat man einen riesigen
22Schreibeapparat gefeilt:
23Hamburg schießt beinah
24sich mit Altona;
25Bayern zeigt sich barsch,
26ruft: »Es lebe die Republik!«
27Jeder denkt nur gleich
28an sein privates Reich . . .
29Eine Republike wider Willen.
30Deutsch ist deutsch.
31Da helfen keine Pillen.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Author

Kurt Tucholsky (1890-1935)

* 01/09/1890 in Berlin, † 12/21/1935 in Göteborg

männlich, geb. Tucholsky

Suizid - Überdosis

deutscher Journalist und Schriftsteller

(Aus: Wikidata.org)

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