1Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse,
2vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße;
3mit schöner Aussicht, ländlich-mondän,
4vom Badezimmer ist die Zugspitze zu sehn –
5aber abends zum Kino hast dus nicht weit.
6Das Ganze schlicht, voller Bescheidenheit:
7Neun Zimmer, – nein, doch lieber zehn!
8Ein Dachgarten, wo die Eichen drauf stehn,
9Radio, Zentralheizung, Vakuum,
10eine Dienerschaft, gut gezogen und stumm,
11eine süße Frau voller Rasse und Verve –
12(und eine fürs Wochenend, zur Reserve) –,
13eine Bibliothek und drumherum
14Einsamkeit und Hummelgesumm.
15Im Stall: Zwei Ponies, vier Vollbluthengste,
16acht Autos, Motorrad – alles lenkste
17natürlich selber – das wär ja gelacht!
18Und zwischendurch gehst du auf Hochwildjagd.
19Ja, und das hab ich ganz vergessen:
20Prima Küche – erstes Essen –
21alte Weine aus schönem Pokal –
22und egalweg bleibst du dünn wie ein Aal.
23Und Geld. Und an Schmuck eine richtige Portion.
24Und noch ne Million und noch ne Million.
25Und Reisen. Und fröhliche Lebensbuntheit.
26Und famose Kinder. Und ewige Gesundheit.
27Aber, wie das so ist hienieden:
28manchmal scheints so, als sei es beschieden
29nur pöapö, das irdische Glück.
30Immer fehlt dir irgendein Stück.
31Hast du Geld, dann hast du nicht Käten;
32hast du die Frau, dann fehln dir Moneten –
33hast du die Geisha, dann stört dich der Fächer:
34bald fehlt uns der Wein, bald fehlt uns der Becher.
36Jedes Glück hat einen kleinen Stich.
37Wir möchten so viel: Haben. Sein. Und gelten.
38Daß einer alles hat:
39das ist selten.