Kurt Tucholsky: Zehn Jahre deutsche »Revolution« (1912)

1Wir haben den Laden übernommen
2im Ausverkauf! im Ausverkauf!
3Die Fürsten sind uns abhanden gekommen –
4im Nurmi-Lauf! im Nurmi-Lauf –
5Wir sind eine Republik.
6Was sollen wir Ihnen sagen?
7Wir bitten Sie, das unserem Vorgänger geschenkte Vertrauen auch auf uns zu übertragen!

8Bist du glücklicher? du Arbeiterfrau?
9Bist du glücklicher? Bergmann im Schacht?
10Ist dir wohler? Mann im Gefängnisbau?
11Hat euch allen die Republik etwas gebracht?
12Wir sind eine Republik.
13Mit schwarz-weiß-roten Schnüren . . .
14Wir bemühen uns, das Geschäft streng im Sinne seines Begründers zu führen.

15Da gibt es Richter, die sind schlimmer als die unterm Kaiser.
16Da regiert die Industrie, toller, als vor dem Krieg.
17Da gibt es Junker – wie immer unter dem Kaiser –
18da erficht die Kirche einen Sieg und noch einen Sieg.
19Wir sind eine Republik.
20Mit Hilfe der Sozialdemokraten
21halten wir uns die alten Kommißsoldaten –
22Die Revolution findet wegen schlechten Wetters im Saale statt –
23Wohl dem, der solch eine Republike hat!
24Immer herein! Eintrittsgeld nach Belieben!
25Wir haben die Firma gewechselt. Aber der Laden ist der alte geblieben.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:

Kurt Tucholsky (1890-1935)

* 01/09/1890 in Berlin, † 12/21/1935 in Göteborg

männlich, geb. Tucholsky

Suizid - Überdosis

deutscher Journalist und Schriftsteller

(Aus: Wikidata.org)

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