1Mein GOtt! du hast auf dieser Welt
2Mir so viel herrliches geschencket,
3Daß, wenn mein Geist es überdencket,
4Es aller Gaben sich so gar nicht würdig hält.
5Es lallet mein gerührter Sinn
6Voll Danck und Andacht: HErr! ich bin
7Nicht würdig der Barmhertzigkeit,
8Nicht würdig aller Treu und Güte,
9Die du an mir erzeigt die gantze Lebens-Zeit!
10So sprach ich jüngst, mit frölichem gemüthe,
11Als ich in meinem Garten ging,
12Und dessen Schmuck und Lag’ an zu betrachten fing.
13Daß alles hier so lieblich grünet,
14Daß alles uns zur Anmuth dienet,
15Davor muß ich, HErr! dir allein
16In froher Demuth danckbar seyn.
17Daß du mir alles wollen gönnen,
18Zumahlen des Verstandes Kraft,
19Daß ich es zierlich ordnen können,
20Und so viel Witz und Wissenschaft,
21Es so gefällig einzurichten,
22Davor erfordern meine Pflichten,
23In froher Ehrfurcht, dir allein
24Zu Ehren, froh und fromm zu seyn.
25Herr, von aller dieser Schönheit, von der Farben
26Von dem schönen Licht und Schatten,
27Von der Blätter-eichen Gänge Länge, Meng’
28Die, in frölichem Verband, alle hier sich lieblich gatten,
29Ja wodurch, in Pracht und Ordnung, alles sich
30So, daß nicht leicht sonder Anmuth es ein frembdes
31Bin ich billig gantz erstaunt: sonderlich wenn ich
32Und, woher es eigentlich seinen Ursprung hat? be-
33Du selber hast dieß schöne Stück der Welt,
34Das allen, die es sehn, gefällt,
35Durch meine Hand, o GOtt, gezieret.
36Weswegen auch nur dir allein,
37Natur so wol, als Kunst und Wissenschaften dein,
38Als die uns blos von dir geschencket seyn)
39Lob, Ehre, Preis und Danck gebühret.
40Muß ich nun gleich den schönen Ort,
41Nach deinen Führungen, hinfort,
42Und zwar auf lange Zeit, verlassen;
43So such’ ich mich mit diesem Trost hiebey,
44Daß es, wills GOtt, doch nicht vor immer sey;
45In dem Verlust zu fassen.
46Wie leicht läßt es der Schöpfer doch geschehn,
47Daß ich ihn frölich wieder sehn,
48Und sein aufs neu geniessen kann.
49Ich fleh ihn auch, wenn es sein Gnaden-Wille,
50Darum hiemit, in Demuth, an.
51Will GOtt es aber nicht; wohlan,
52So halt ich ihm, nach meinen Pflichten stille,
53Da GOttes Wahl auch billig meine Wahl,
54Und seh’ des Gartens Pracht, mit seiner Anmuth Fülle,
55Gelassen denn hiemit zum letztenmahl.
56Mir fällt jedoch hiebey ein Wunsch in Schwachheit ein,
57Den, wo er dir misfällt, du gnädig wirst verzeih’n;
58Es preßt die Eigen-Liebe mir
59Den Seufzer aus: Ach, HErr! gefiel es dir,
60Daß, wenigstens, doch dieser Garten hier
61Bey meinem künftigen Geschlechte,
62Vergnügt und wol gebraucht, verbleiben mögte!