Kurt Tucholsky: Heinrich Zille (1912)

1Zweeter Uffjang, vierta Hof
2wohnen deine Leute;
3Kinder quieken: »Na, so doof!«
4jestern, morjn, heute.
5Liebe, Krach, Jeburt und Schiß . . .
6Du hast jesacht, wies is.

7Kleene Jöhren mit Pipi
8un vabogne Fieße;
9Tanz mit durchjedrickte Knie,
10er sacht: »Meine Sieße!«
11Stank und Stunk, berliner Schmiß . . .
12Du hast jesacht, wies is.

13Jrimmich wahste eijntlich nich –
14mal traurich un mal munta.
15Dir war det jahnich lächalich:
16»mutta, schmeiß Stulle runta –!«
17Leierkastenmelodien . . .
18Menschen in Berlin.

19Int Alter beinah ein Schenie –
20Dein Bleistift; na, von wejn . . . !
21Janz richtich vastandn ham se dir nie –
22die lachtn so übalejn.
23Die fanden dir riehrend un komisch zujleich.
24Im übrijen: Hoch det Deutsche Reich!
25Malen kannste.
26Zeichnen kannste.
27Witze machen sollste.
28Aba Ernst machen dürfste nich.
29Du kennst den janzen Kleista –
30den ihr Schicksal: Stirb oda friß!
31Du wahst ein jroßa Meista.
32Du hast jesacht, wies is.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Author

Kurt Tucholsky (1890-1935)

* 01/09/1890 in Berlin, † 12/21/1935 in Göteborg

männlich, geb. Tucholsky

Suizid - Überdosis

deutscher Journalist und Schriftsteller

(Aus: Wikidata.org)

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