1Mann und Frau und Frau und Mann –
2Wohnungsnot und Herzensnot
3machen manche Ehe tot.
4Warum
5läßt man sich denn nicht scheiden?
6's fehlt an Geld – und der Schmutz und der Schmutz . . .
7Und so zerrinnt das Leben beiden –
8so wie sie, sind hunderttausend ohne Schutz . . .
9Und unterdes –
10da sitzen sie im Reichstagshaus
11und knobeln sich neue Gesetze aus;
12ein gutes für Scheidung ist nicht dabei –
13Hört ihr den Schrei? Hört ihr den Schrei?
14Hört ihr den Schrei?
15Paragraph 5, Ziffer 4, Absatz 3.
16»hör mal, Willy – jetzt ists aus!
17Noch ein fünftes Kind hat keinen Platz im Haus!«
18»heul nicht, Liese, das hat keinen Sinn . . .
19hier hast du ne Adresse – geh mal hin!«
20Die Olsch, die macht das im Tarife –
21aber schlecht – und die Frau geht ein.
22Dann setzt es anonyme Briefe,
23und vier Kinder sind nun ganz allein . . .
24Und unterdes –
25da sitzen sie im Reichstagshaus
26und knobeln sich neue Gesetze aus –
27Für manche ist die Frau eine Milchmeierei –
28Hört ihr den Schrei? Hört ihr den Schrei?
29Hört ihr den Schrei?
30Paragraph 5, Ziffer 4, Absatz 3.
31Kleiner Dieb, der wird gehängt –
32großer Verbrecher kriegt noch was geschenkt.
33Wer da ausbrennt Kriegessaat –
34das nennt der Richter Landesverrat.
35Zehntausend warten ungeduldig
36in den Zellen, geduckt wie ein Tier . . .
37Die sind vorm Paragraphen schuldig
38– aber Menschen, Menschen wie wir! –
39Wach auf, wach auf, Barmherzigkeit!
40Ein neuer Ton – eine neue Zeit!
41Recht und Recht sind immer zweierlei . . .
42Hört ihr den Schrei? Hört ihr den Schrei?
43Hört ihr den Schrei?
44Macht euch frei!
45Macht euch frei!
46Macht euch frei!