Kurt Tucholsky: Kirche und Wolkenkratzer (1912)

1Es läuten die Glocken: Bim-bam-bim-bam;
2es sausen die Autos über den Damm;
3die Kirche reckt ihren Turm zum Himmel
4und macht Reklame mit ihrem Gebimmel.
5Sie wirbt für den christlichen Gedanken –
6aber drum herum die Häuser der Banken
7sind eine Etage höher.

8Wenn zu New York die Börse kocht,
9dann beten die frommen Pfaffen:
10daß keiner werde eingelocht,
11daß sie alle Geld erraffen.
12Aber wie sie auch beten in brausendem Chor:
13die Banken ragen zum Himmel empor
14eine Etage höher.

15Und es beten die Pfaffen nach alter Art
16gegen sündige Teufelsgedanken.
17Das Kirchenvermögen liegt wohlverwahrt
18nebenan, nebenan in den Banken.
19Wer regiert die Welt –? Hier kann man das sehn.
20Um alle Kirchen die Banken stehn
21eine Etage höher.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Author

Kurt Tucholsky (1890-1935)

* 01/09/1890 in Berlin, † 12/21/1935 in Göteborg

männlich, geb. Tucholsky

Suizid - Überdosis

deutscher Journalist und Schriftsteller

(Aus: Wikidata.org)

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