Kurt Tucholsky: Sie, zu ihm (1912)

1Ich hab dir alles hingegeben:
2mich, meine Seele, Zeit und Geld.
3Du bist ein Mann – du bist mein Leben,
4du meine kleine Unterwelt.
5Doch habe ich mein Glück gefunden,
6seh ich dir manchmal ins Gesicht:
7Ich kenn dich in so vielen Stunden –
8nein, zärtlich bist du nicht.

9Du küßt recht gut. Auf manche Weise
10zeigst du mir, was das ist: Genuß.
11Du hörst gern Klatsch. Du sagst mir leise,
12wann ich die Lippen nachziehn muß.
13Du bleibst sogar vor andern Frauen
14in gut gespieltem Gleichgewicht;
15man kann dir manchmal sogar trauen . . .
16aber zärtlich bist du nicht.

17O wärst du zärtlich!
18Meinetwegen
19kannst du sogar gefühlvoll sein.
20Mensch, wie ein warmer Frühlingsregen
21so hüllte Zärtlichkeit mich ein!
22Wärst du der Weiche von uns beiden,
23wärst du der Dumme. Bube sticht.
24Denn wer mehr liebt, der muß mehr leiden.
25Nein, zärtlich bist du nicht.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Author

Kurt Tucholsky (1890-1935)

* 01/09/1890 in Berlin, † 12/21/1935 in Göteborg

männlich, geb. Tucholsky

Suizid - Überdosis

deutscher Journalist und Schriftsteller

(Aus: Wikidata.org)

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