Johann Wolfgang Goethe: Trost in Tränen (1803)

1Wie kommt's, daß du so traurig bist,
2Da alles froh erscheint?
3Man sieht dir's an den Augen an,
4Gewiß, du hast geweint.

5»und hab ich einsam auch geweint,
6So ist's mein eigner Schmerz,
7Und Tränen fließen gar so süß,
8Erleichtern mir das Herz.«

9Die frohen Freunde laden dich,
10O komm an unsre Brust!
11Und was du auch verloren hast,
12Vertraue den Verlust.

13»ihr lärmt und rauscht und ahnet nicht,
14Was mich, den Armen, quält.
15Ach nein, verloren hab ich's nicht,
16Sosehr es mir auch fehlt.«

17So raffe denn dich eilig auf,
18Du bist ein junges Blut.
19In deinen Jahren hat man Kraft
20Und zum Erwerben Mut.

21»ach nein, erwerben kann ich's nicht,
22Es steht mir gar zu fern.
23Es weilt so hoch, es blinkt so schön,
24Wie droben jener Stern.«

25Die Sterne, die begehrt man nicht,
26Man freut sich ihrer Pracht,
27Und mit Entzücken blickt man auf
28In jeder heitern Nacht.

29»und mit Entzücken blick ich auf,
30So manchen lieben Tag;
31Verweinen laßt die Nächte mich,
32Solang ich weinen mag.«

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Author

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

* 08/28/1749 in Frankfurt am Main, † 03/22/1832 in Weimar

männlich, geb. Goethe

natürliche Todesursache - Herzinfarkt

deutscher Dichter, Dramatiker, Naturforscher und Politiker (1749–1832)

(Aus: Wikidata.org)

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