Johann Wolfgang Goethe: Die wandelnde Glocke (1813)

1Es war ein Kind, das wollte nie
2Zur Kirche sich bequemen,
3Und sonntags fand es stets ein Wie,
4Den Weg ins Feld zu nehmen.

5Die Mutter sprach: »Die Glocke tönt,
6Und so ist dir's befohlen,
7Und hast du dich nicht hingewöhnt,
8Sie kommt und wird dich holen.«

9Das Kind, es denkt: Die Glocke hängt
10Da droben auf dem Stuhle.
11Schon hat's den Weg ins Feld gelenkt,
12Als lief' es aus der Schule.

13Die Glocke, Glocke tönt nicht mehr,
14Die Mutter hat gefackelt.
15Doch welch ein Schrecken hinterher!
16Die Glocke kommt gewackelt.

17Sie wackelt schnell, man glaubt es kaum;
18Das arme Kind im Schrecken,
19Es lauft, es kommt als wie im Traum:
20Die Glocke wird es decken.

21Doch nimmt es richtig seinen Husch,
22Und mit gewandter Schnelle
23Eilt es durch Anger, Feld und Busch
24Zur Kirche, zur Kapelle.

25Und jeden Sonn- und Feiertag
26Gedenkt es an den Schaden,
27Läßt durch den ersten Glockenschlag,
28Nicht in Person sich laden.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

* 08/28/1749 in Frankfurt am Main, † 03/22/1832 in Weimar

männlich, geb. Goethe

natürliche Todesursache - Herzinfarkt

deutscher Dichter, Dramatiker, Naturforscher und Politiker (1749–1832)

(Aus: Wikidata.org)

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