1Lange Tag' und Nächte stand mein Schiff befrachtet;
2Günst'ger Winde harrend, saß mit treuen Freunden,
3Mir Geduld und guten Mut erzechend,
4Ich im Hafen.
5Und sie waren doppelt ungeduldig:
6»gerne gönnen wir die schnellste Reise,
7Gern die hohe Fahrt dir; Güterfülle
8Wartet drüben in den Welten deiner,
9Wird Rückkehrendem in unsern Armen
10Lieb und Preis dir.«
11Und am frühen Morgen ward's Getümmel,
12Und dem Schlaf entjauchzt uns der Matrose,
13Alles wimmelt, alles lebet, webet,
14Mit dem ersten Segenshauch zu schiffen.
15Und die Segel blühen in dem Hauche,
16Und die Sonne lockt mit Feuerliebe;
17Ziehn die Segel, ziehn die hohen Wolken,
18Jauchzen an dem Ufer alle Freunde
19Hoffnungslieder nach, im Freudetaumel
20Reisefreuden wähnend wie des Einschiffmorgens,
21Wie der ersten hohen Sternennächte.
22Aber gottgesandte Wechselwinde treiben
23Seitwärts ihn der vorgesteckten Fahrt ab,
24Und er scheint sich ihnen hinzugeben,
25Strebet leise sie zu überlisten,
26Treu dem Zweck auch auf dem schiefen Wege.
27Aber aus der dumpfen, grauen Ferne
28Kündet leisewandelnd sich der Sturm an,
29Drückt die Vögel nieder aufs Gewässer,
30Drückt der Menschen schwellend Herz darnieder,
31Und er kommt. Vor seinem starren Wüten
32Streckt der Schiffer klug die Segel nieder,
33Mit dem angsterfüllten Balle spielen
34Wind und Wellen.
35Und an jenem Ufer drüben stehen
36Freund' und Lieben, beben auf dem Festen:
37»ach, warum ist er nicht hier geblieben!
38Ach, der Sturm! Verschlagen weg vom Glücke!
39Soll der Gute so zugrunde gehen?
40Ach, er sollte, ach, er könnte! Götter!«
41Doch er stehet männlich an dem Steuer;
42Mit dem Schiffe spielen Wind und Wellen;
43Wind und Wellen nicht mit seinem Herzen:
44Herrschend blickt er auf die grimme Tiefe
45Und vertrauet, scheiternd oder landend,
46Seinen Göttern.