1In wenig Stunden
2Hat Gott das Rechte gefunden.
3Wer Gott vertraut,
4Ist schon auferbaut.
5Sogar dies Wort hat nicht gelogen:
6Wen Gott betriegt, der ist wohl betrogen.
7Das
8Es dient und hilft in allen Nöten;
9Wenn einer auch
10In Gottes Namen, laß ihn beten.
11Ich wandle auf weiter, bunter Flur,
12Ursprünglicher Natur;
13Ein holder Born, in welchem ich bade,
14Ist Überlieferung, ist Gnade.
15Was wär ein Gott, der nur von außen stieße,
16Im Kreis das All am Finger laufen ließe!
17Ihm ziemt's, die Welt im Innern zu bewegen,
18Natur in Sich, Sich in Natur zu hegen,
19So daß, was in Ihm lebt und webt und ist,
20Nie Seine Kraft, nie Seinen Geist vermißt
21Im Innern ist ein Universum auch;
22Daher der Völker löblicher Gebrauch,
23Daß jeglicher das Beste, was er kennt,
24Er Gott, ja seinen Gott benennt,
25Ihm Himmel und Erden übergibt,
26Ihn fürchtet und wo möglich liebt.
27Wie? Wann? und Wo? – Die Götter bleiben stumm!
28Du halte dich ans
29Willst du ins Unendliche schreiten,
30Geh nur im Endlichen nach allen Seiten.
31Willst du dich am Ganzen erquicken,
32So mußt du das Ganze im Kleinsten erblicken.
33Aus tiefem Gemüt, aus der Mutter Schoß
34Will manches dem Tage entgegen;
35Doch soll das Kleine je werden groß,
36So muß es sich rühren und regen.
37Da, wo das Wasser sich entzweit
38Wird zuerst Lebendigs befreit.
39Und wird das Wasser sich entfalten,
40Sogleich wird sich's lebendig gestalten;
41Da wälzen sich Tiere, sie trocknen zum Flor,
42Und Pflanzengezweige, sie dringen hervor.
43Durchsichtig erscheint die Luft so rein
44Und trägt im Busen Stahl und Stein.
45Entzündet werden sie sich begegnen;
46Da wird's Metall und Steine regnen.
47Denn was das Feuer lebendig erfaßt,
48Bleibt nicht mehr Unform und Erdenlast.
49Verflüchtigt wird es und unsichtbar,
50Eilt hinauf, wo erst sein Anfang war.
51Und so kommt wieder zur Erde herab,
52Dem die Erde den Ursprung gab.
53Gleicherweise sind wir auch gezüchtigt,
54Einmal gefestet, einmal verflüchtigt.
55Und wer durch alle die Elemente
56Feuer, Luft, Wasser und Erde rennte,
57Der wird zuletzt sich überzeugen,
58Er sei kein Wesen ihresgleichen.
59»was will die Nadel nach Norden gekehrt?«
60Sich selbst zu finden, es ist ihr verwehrt.
61Die endliche Ruhe wird nur verspürt,
62Sobald der Pol den Pol berührt.
63Drum danket Gott, ihr Söhne der Zeit,
64Daß er die Pole für ewig entzweit.
65»magnetes Geheimnis, erkläre mir das!«
66Kein größer Geheimnis als Lieb und Haß.
67Wirst du deinesgleichen kennenlernen,
68so wirst du dich gleich wieder entfernen.
69»warum tanzen Bübchen mit Mädchen so gern?«
70Ungleich dem Gleichen bleibet nicht fern.
71Dagegen die Bauern in der Schenke
72Prügeln sich gleich mit den Beinen der Bänke.
73Der Amtmann schnell das Übel stillt,
74Weil er nicht für ihresgleichen gilt.
75Soll dein Kompaß dich richtig leiten,
76Hüte dich vor Magnetstein', die dich begleiten.
77Verdoppelte sich der Sterne Schein,
78Das All wird ewig finster sein.
79»und was sich zwischen beide stellt?«
80Dein Auge, so wie die Körperwelt.
81An der Finsternis zusammengeschrunden,
82Wird dein Auge vom Licht entbunden.
83Schwarz und Weiß, eine Totenschau,
84Vermischt ein niederträchtig Grau.
85Will Licht einem Körper sich vermählen,
86Es wird den ganz durchsicht'gen wählen.
87Du aber halte dich mit Liebe
88An das Durchscheinende, das Trübe.
89Denn steht das Trübste vor der Sonne,
90Da siehst die herrlichste Purpurwonne.
91Und will das Licht sich dem Trübsten entwinden,
92So wird es glühend Rot entzünden.
93Und wie das Trübe verdunstet und weicht,
94Das Rote zum hellsten Gelb erbleicht.
95Ist endlich der Äther rein und klar,
96Ist das Licht weiß, wie es anfangs war.
97Steht vor dem Finstern milchig Grau,
98Die Sonne bescheint's, da wird es Blau.
99Auf Bergen, in der reinsten Höhe,
100Tief Rötlichblau ist Himmelsnähe.
101Du staunest über die Königspracht,
102Und gleich ist sammetschwarz die Nacht.
103Und so bleibt auch, in ewigem Frieden,
104Die Finsternis vom Licht geschieden.
105Daß sie miteinander streiten können,
106Das ist eine bare Torheit zu nennen.
107Sie streiten mit der Körperwelt,
108Die sie ewig auseinander hält.