Johann Wolfgang Goethe: Physiognomische Reisen (1779)

1Sollt es wahr sein, was uns der rohe Wandrer verkündet,
2Daß die Menschengestalt von allen sichtlichen Dingen
3Ganz allein uns lüge, daß wir, was edel und albern,
4Was beschränkt und groß, im Angesichte zu suchen,
5Eitele Toren sind, betrogne, betrügende Toren?
6Ach, wir sind auf den dunkelen Pfad des verworrenen Lebens
7Wieder zurückgescheucht, der Schimmer zu Nächten verfinstert.

8Hebet eure zweifelnden Stirnen empor, ihr Geliebten!
9Und verdient nicht den Irrtum, hört nicht bald diesen, bald jenen.
10Habet ihr eurer Meister vergessen? Auf! kehret zum Pindus,
11Fraget dorten die Neune, der Grazien nächste Verwandte!
12Ihnen allein ist gegeben, der edlen, stillen Betrachtung
13Vorzustehn. Ergebet euch gern der heiligen Lehre,
14Merket bescheiden leise Worte. Ich darf euch versprechen:
15Anders sagen die Musen, und anders sagt es Musäus.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Author

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

* 08/28/1749 in Frankfurt am Main, † 03/22/1832 in Weimar

männlich, geb. Goethe

natürliche Todesursache - Herzinfarkt

deutscher Dichter, Dramatiker, Naturforscher und Politiker (1749–1832)

(Aus: Wikidata.org)

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