1Im ernsten Beinhaus war's, wo ich beschaute,
2Wie Schädel Schädeln angeordnet paßten;
3Die alte Zeit gedacht ich, die ergraute.
4Sie stehn in Reih geklemmt, die sonst sich haßten,
5Und derbe Knochen, die sich tödlich schlugen,
6Sie liegen kreuzweis, zahm allhier zu rasten.
7Entrenkte Schulterblätter! was sie trugen,
8Fragt niemand mehr, und zierlich tät'ge Glieder,
9Die Hand, der Fuß, zerstreut aus Lebensfugen.
10Ihr Müden also lagt vergebens nieder,
11Nicht Ruh im Grabe ließ man euch, vertrieben
12Seid ihr herauf zum lichten Tage wieder,
13Und niemand kann die dürre Schale lieben,
14Welch herrlich edlen Kern sie auch bewahrte.
15Doch mir Adepten war die Schrift geschrieben,
16Die heil'gen Sinn nicht jedem offenbarte,
17Als ich inmitten solcher starren Menge
18Unschätzbar herrlich ein Gebild gewahrte,
19Daß in des Raumes Moderkält und Enge
20Ich frei und wärmefühlend mich erquickte,
21Als ob ein Lebensquell dem Tod entspränge.
22Wie mich geheimnisvoll die Form entzückte!
23Die gottgedachte Spur, die sich erhalten!
24Ein Blick, der mich an jenes Meer entrückte,
25Das flutend strömt gesteigerte Gestalten.
26Geheim Gefäß! Orakelsprüche spendend,
27Wie bin ich wert, dich in der Hand zu halten,
28Dich höchsten Schatz aus Moder fromm entwendend
29Und in die freie Luft, zu freiem Sinnen,
30Zum Sonnenlicht andächtig hin mich wendend.