Rainer Maria Rilke: Der Wahnsinn (1900)

1Sie muß immer sinnen: Ich bin... ich bin...
2Wer bist du denn, Marie?
3Eine Königin, eine Königin!
4In die Kniee vor mir, in die Knie!

5Sie muß immer weinen: Ich war... ich war...
6Wer warst du denn, Marie?
7Ein Niemandskind, ganz arm und bar,
8und ich kann dir nicht sagen wie.

9Und wurdest aus einem solchen Kind
10eine Fürstin, vor der man kniet?
11Weil die Dinge alle anders sind,
12als man sie beim Betteln sieht.

13So haben die Dinge dich groß gemacht,
14und kannst du noch sagen wann?
15Eine Nacht, eine Nacht, über
16und sie sprachen mich anders an.

17Ich trat in die Gasse hinaus und sieh:
18die ist wie mit Saiten bespannt;
19da wurde Marie Melodie, Melodie...
20und tanzte von Rand zu Rand.
21Die Leute schlichen so ängstlich hin,
22wie hart an die Häuser gepflanzt, –
23denn das darf doch nur eine Königin,
24daß sie tanzt in den Gassen: tanzt!...

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Author

Rainer Maria Rilke (1875-1926)

* 12/04/1875 in Prag, † 12/29/1926 in Montreux

männlich, geb. Rilke

natürliche Todesursache - Leukämie

österreichischer Lyriker, Erzähler, Übersetzer und Romancier (1875–1926)

(Aus: Wikidata.org)

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