Christian Morgenstern: Ein Gewitter, im Vergehn Titel entspricht 1. Vers(1892)

1Ein Gewitter, im Vergehn,
2ließ einst einen Donner stehn.

3Schwarz in einer Felsenscharte
4stand der Donner da und harrte –

5scharrte dumpf mit Hals und Hufe,
6daß man ihn nach Hause rufe.

7Doch das dunkle Donnerfohlen –
8niemand kams nach Hause holen.

9Sein Gewölk, im Arm des Windes,
10dachte nimmer seines Kindes –

11flog dahin zum Erdensaum
12und verschwand dort wie ein Traum.

13Grollend und ins Herz getroffen
14läßt der Donner Wunsch und Hoffen,

15richtet sich im Felsgestein,
16wie ein Bergzentaure ein.

17Als die nächste Frühe blaut,
18ist sein pechschwarz Fell ergraut.

19Traurig sieht er sich im See
20fahl, wie alten Gletscherschnee.

21Stumm verkriecht er sich, verhärmt;
22nur wenn Menschheit kommt und lärmt,

23äfft er schaurig ihren Schall,
24bringt Geröll und Schutt zu Fall ...

25Mancher Hirt und mancher Hund
26schläft zu Füßen ihm im Schrund.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:

Christian Morgenstern (1871-1914)

* 05/06/1871 in München, † 03/31/1914 in Meran

männlich, geb. Morgenstern

natürliche Todesursache - Tuberkulose

deutscher Dichter und Schriftsteller

(Aus: Wikidata.org)

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