Christian Morgenstern: Unterm Schirme, tief im Tann Titel entspricht 1. Vers(1892)

1Unterm Schirme, tief im Tann,
2hab ich heut gelegen,
3durch die schweren Zweige rann
4reicher Sommerregen.

5Plötzlich rauscht das nasse Gras –
6stille! nicht gemuckt! –:
7Mir zur Seite duckt
8sich ein junger Has ...

9Dummes Häschen,
10bist du blind?
11Hat dein Näschen
12keinen Wind?

13Doch das Häschen, unbewegt,
14nutzt, was ihm beschieden,
15Ohren, weit zurückgelegt,
16Miene, schlau zufrieden.

17Ohne Atem lieg ich fast,
18laß die Mücken sitzen;
19still besieht mein kleiner Gast
20meine Stiefelspitzen ...

21Um uns beide – tropf – tropf – tropf –
22traut eintönig Rauschen ...
23Auf dem Schirmdach – klopf – klopf – klopf ...
24Und wir lauschen ... lauschen ...

25Wunderwürzig kommt ein Duft
26durch den Wald geflogen;
27Häschen schnubbert in die Luft,
28fühlt sich fortgezogen;

29schiebt gemächlich seitwärts, macht
30Männchen aller Ecken ...
31Herzlich hab ich aufgelacht –:
32Ei! der wilde Schrecken!

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Author

Christian Morgenstern (1871-1914)

* 05/06/1871 in München, † 03/31/1914 in Meran

männlich, geb. Morgenstern

natürliche Todesursache - Tuberkulose

deutscher Dichter und Schriftsteller

(Aus: Wikidata.org)

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