1Man sieht sehr häufig unrecht tun,
2doch selten öfter als den Schuhn.
3Man weiß, daß sie nach ewgen Normen
4die Form der Füße treu umformen.
5Die Sohlen scheinen auszuschweifen,
6bis sie am Ballen sich begreifen.
7Ein jeder merkt: es ist ein Paar.
8Nur Mägden wird dies niemals klar.
9Sie setzen Stiefel (wo auch immer)
10einander abgekehrt vors Zimmer.
11Was müssen solche Schuhe leiden!
12Sie sind so fleißig, so bescheiden;
13sie wollen nichts auf dieser Welt,
14als daß man sie zusammen stellt,
15nicht auseinanderstrebend wie
16das unvernünftig blöde Vieh!
17O Ihr Marie, Sophie, Therese –
18der Satan wird euch einst, der böse,
19die Stiefel anziehn, wenn es heißt,
20hinweg zu gehn als seliger Geist!
21Dann werdet ihr voll Wehgeheule
22das Schicksal teilen jener Eule,
23die, als zwei Hasen nach sie flog,
24und plötzlich jeder seitwärts bog,
25der eine links, der andre rechts,
26Wie Puppen, mitten durchgesägte,
27so werdet ihr alsdann, ihr Mägde,
28bei Engeln halb und halb bei Teufeln
29von niegestillten Tränen träufeln,
30der Hölle ein willkommner Spott
31und peinlich selbst dem lieben Gott.