Hermann Löns: Juli (1890)

1Weißglühende Sonne und staubige Luft,
2Kopfschmerzen und müde Glieder,
3Verstaubt und grau sind Blumen und Blatt,
4Verstummt sind Lachen und Lieder.

5Ich liege bewegungslos im Gras,
6Ein Leichnam mit Fühlen und Denken –
7Wann wirst du, launische Dame Natur,
8Uns Blitz und Regen schenken?

9Ein abgeflatterter Schmetterling
10Zuckt neben mir mit den Schwingen,
11Ich trete ihn tot – das Leben kann
12Ihm doch keine Freude mehr bringen.

13Ein saurer, fauliger Schweißgeruch
14Steigt auf aus allen Teichen,
15Als wollte aus einem entstellten Leib
16Das Leichengas entweichen.

17Und Gähnen durchzieht die Lebewelt,
18Ein Lechzen nach Tod und Ruhe –
19Jetzt nagle den Deckel auf den Sarg,
20Natur, und schließe die Truhe.

21Den armen Menschen zum mindesten
22Darfst traumlose Ruhe du geben,
23Ein fauler Witz ohne Saft und Kraft
24Ist das ganze, menschliche Leben.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:

Hermann Löns (1866-1914)

* 09/29/1866 in Chełmno, † 09/26/1914 in Loivre

männlich

deutscher Journalist und Schriftsteller

(Aus: Wikidata.org)

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