Hermann Löns: Die Schlangen (1890)

1Gott Apollo, gib mir Töne,
2Daß ich diese stolze Schöne
3Nach Gebühr besingen kann,
4Deren ellenlange Zöpfe
5Dieses frommen Nestes Köpfe
6Ziehn in ihren Blondhaarbann.

7Diese semmelblonden, langen
8Graziösen Riesenschlangen
9Haben auch mein Herz berückt,
10Ich gesteh, es war abscheulich,
11Im Konzerte hab' ich neulich
12Taub nach ihr nur hingeblickt.

13Wie der Schlangenzwilling wehte,
14Wenn der blonde Kopf sich drehte,
15Heiliger Antonius!
16Jetzt versteh' ich deine Qualen,
17Als besucht dich dazumalen
18Jener fesche Genius.

19Bibel, Geißel, Totenköpfe
20Helfen nichts, wenn blonde Zöpfe
21Ihnen keck den Krieg erklärt.
22Und ich bin kein Heiliger, leider,
23Trage keine härnen Kleider,
24Bin nicht dürr und abgezehrt.

25Darum tu ich dir, du Holde,
26Dir und deinem Kopfhaargolde
27Krieg und Kampf zu wissen kund,
28Deinen Lippen, deinen warmen,
29Ärmelknappen, weichen Armen,
30Deinem scharfgeschnitt'nen Mund.

31Erste Schlacht – je eh'r, je besser,
32Kämpfen will ich bis aufs Messer,
33Horch, die Trommel wird gerührt,
34Sterbend werde ich verbluten
35Oder du von Liebesgluten
36Krank mir an das Herz geführt.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Author

Hermann Löns (1866-1914)

* 09/29/1866 in Chełmno, † 09/26/1914 in Loivre

männlich

deutscher Journalist und Schriftsteller

(Aus: Wikidata.org)

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