Nikolaus Lenau: Herbstentschluß (1833)

1Trübe Wolken, Herbstesluft,
2Einsam wandl ich meine Straßen,
3Welkes Laub, kein Vogel ruft –
4Ach, wie stille! wie verlassen!

5Todeskühl der Winter naht;
6Wo sind, Wälder, eure Wonnen?
7Fluren, eurer vollen Saat
8Goldne Wellen sind verronnen!

9Es ist worden kühl und spät,
10Nebel auf der Wiese weidet,
11Durch die öden Haine weht
12Heimweh; – alles flieht und scheidet.

13Herz, vernimmst du diesen Klang
14von den felsentstürzten Bächen?
15Zeit gewesen wär es lang,
16Daß wir ernsthaft uns besprächen!

17Herz, du hast dir selber oft
18Wehgetan und hast es andern,
19Weil du hast geliebt, gehofft;
20Nun ists aus, wir müssen wandern!

21Auf die Reise will ich fest
22Ein dich schließen und verwahren,
23Draußen mag ein linder West
24Oder Sturm vorüberfahren;

25Daß wir unsern letzten Gang
26Schweigsam wandeln und alleine,
27Daß auf unsern Grabeshang
28Niemand als der Regen weine!

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:

Nikolaus Lenau (1802-1850)

* 08/13/1802 in Lenauheim, † 08/22/1850 in Oberdöbling

männlich, geb. Lenau

österreichischer Schriftsteller (1802-1850)

(Aus: Wikidata.org)

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