Jean de La Fontaine: Auf einem Baume saß ein alter Hahn Titel entspricht 1. Vers(1658)

1Auf einem Baume saß ein alter Hahn,
2Ein schlauer Kopf in allen Lebenslagen.
3»freund,« sprach ein Fuchs und dämpfte sein Organ,
4»wir wollen uns von heute an vertragen,
5Ein allgemeiner Friede ist befohlen.
6Ich komme, dir’s zu künden; steige nieder
7Und küsse mich, von nun an sind wir Brüder.
8Gleich muß ich weiter auf beschwingten Sohlen,
9Noch zwanzig andre Leute aufzusuchen.
10Komm nur herab, dort unter jenen Buchen
11Kannst du mit deinen Kindern Käfer picken.
12Komm schnell, daß wir uns in die Augen blicken
13Und herzlich küssen, weil nun Friede ist.«
14»freund,« sprach der Hahn, »es hätte nie
15Mir süßre Botschaft werden können
16Als diese Friedensmelodie.
17Wie schön, daß du ihr Überbringer bist!
18Dort seh ich noch zwei Hunde rennen,
19Vermutlich wählte man die schnellen Tiere
20Zur Friedensbotschaft als Kuriere.
21Sie fliegen fast, gleich sind sie hier;
22Dann küssen wir uns alle vier!«
23»lebwohl,« rief da der Fuchs, »mein Weg ist weit;
24Wir wollen zu gelegenerer Zeit
25Die Freude feiern.« Und der Bursche nahm
26Reißaus so schnell, man glaubt es kaum,
27Betrübt, daß er um seine Beute kam.
28Der alte Hahn saß lange noch im Baum
29Und bog sich krähend vor Vergnügen.

30Welch doppelter Genuß, Betrüger zu betrügen!

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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