1Mit dem alten Förster heut
2Bin ich durch den Wald gegangen,
3Während hell im Festgeläut
4Aus dem Dorf die Glocken klangen.
5Golden floß ins Laub der Tag,
6Vöglein sangen Gottes Ehre,
7Fast als ob's der ganze Hag
8Wüßte, daß es Sonntag wäre.
9Und wir kamen ins Revier,
10Wo umrauscht von alten Bäumen
11Junge Stämmlein sonder Zier
12Sproßten auf besonnten Räumen.
13Feierlich der Alte sprach:
14»siehst du über unsern Wegen
15Hochgewölbt das grüne Dach?
16Das ist unsrer Ahnen Segen.
17Denn es gilt ein ewig Recht,
18Wo die hohen Wipfel rauschen;
19Von Geschlechte zu Geschlecht
20Geht im Wald ein heilig Tauschen.
21Was
22Ward's gegründet von den Vätern;
23Aber das ist unser Teil,
24Daß
25Drum im Forst auf meinem Stand
26Ist mir's oft, als böt' ich linde
27Meinem Ahnherrn diese Hand,
28Jene meinem Kindeskinde.
29Und sobald ich pflanzen will,
30Pocht das Herz mir, daß ich's merke,
31Und ein frommes Sprüchlein still
32Muß ich beten zu dem Werke:
33Schütz' euch Gott, ihr Reiser schwank!
34Mögen unter euren Kronen,
35Rauscht ihr einst den Wald entlang,
36Gottesfurcht und Freiheit wohnen!
37Und ihr Enkel, still erfreut
38Mögt ihr dann mein Segnen ahnen,
39Wie's mit frommem Dank mich heut
40An die Väter will gemahnen.«
41Wie verstummend im Gebet
42Schwieg der Mann, der tief ergraute,
43Klaren Auges, ein Prophet,
44Welcher vorwärts, rückwärts schaute.
45Segnend auf die Stämmlein rings
46Sah ich dann die Händ' ihn breiten;
47Aber in den Wipfeln ging's
48Wie ein Gruß aus