Emanuel Geibel: Ferien (1833)

1Am Waldhang überm Wiesengrunde
2Wie ruht sich's gut zur Mittagstunde,
3Wenn nur mit sanftem Hauch der Wind
4Durchs Laub der Wipfel flüsternd rinnt!

5Hier, vor der Welt und ihren Sorgen
6Im Schoß der Einsamkeit geborgen,
7Genieß' ich endlich frei von Zwang
8Den langentbehrten Müßiggang.

9Da saugt mein Leib aus Luft und Sonne
10Des Daseins reinste Pflanzenwonne,
11Indes der Geist zu freiem Spiel
12Ins Blaue flattert ohne Ziel.

13Doch träum' ich nicht von Ruhmeskränzen,
14Von Sternen mehr, die täuschend glänzen;
15Den Jüngling lockten solche Höhn;
16Dem Alten deucht das Nächste schön.

17Ich hör' im Forst den Jäger blasen,
18Ich sehe, wie die Rinder grasen,
19Der Storch durchs Ried hochbeinig stelzt,
20Und schimmernd sich das Mühlrad wälzt.

21Auch kommt mir bei der Wipfel Wogen
22Bisweilen noch ein Reim geflogen,
23Der, wie die Seele schweift und sinnt,
24Zum Liede still sich weiter spinnt.

25Doch nur für mich. Im Marktgedränge
26Wer horcht' auch auf die leisen Klänge?
27Mein Bestes gab ich; gönnt mir's nun,
28Im Grünen spielend auszuruhn.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:

Emanuel Geibel (1815-1884)

* 10/17/1815 in Lübeck, † 04/06/1884 in Lübeck

männlich, geb. Geibel

deutscher Lyriker

(Aus: Wikidata.org)

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