Max von Schenkendorf: Auf Scharnhorst's Tod (1800)

1In dem wilden Kriegestanze
2Brach die schönste Heldenlanze,
3Preußen, euer General.
4Lustig auf dem Feld bei Lützen
5Sah' er Freiheits-Waffen blitzen,
6Doch ihn traf der Todesstrahl.

7»kugel, raffst mich doch nicht nieder,
8Dien' euch blutend, werthe Brüder,
9Führt in Eile mich gen Prag.
10Will mit Blut um Oestreich werben,
11Ist's beschlossen, will ich sterben,
12Wo Schwerin im Blute lag.«

13Arge Stadt, wo Helden kranken,
14Heil'ge von den Brücken sanken,
15Reißest alle Blüten ab,
16Nennen dich mit leisen Schauern, –
17Heil'ge Stadt, nach deinen Mauern
18Zieht uns manches theure Grab.

19Aus dem irdischen Getümmel,
20Haben Engel in den Himmel
21Seine Seele sanft geführt.
22Zu dem alten deutschen Rathe,
23Den im ritterlichen Staate,
24Ewig Kaiser Karl regiert.

25»grüß euch Gott, ihr theuren Helden,
26Kann euch frohe Zeitung melden,
27Unser Volk ist aufgewacht.
28Deutschland hat sein Recht gefunden,
29Schaut, ich trage Sühnungswunden,
30Aus der heil'gen Opferschlacht.«

31Solches hat er dort verkündet,
32Und wir alle stehn verbündet,
33Daß dies Wort nicht Lüge sei.
34Heer, aus seinem Geist geboren,
35Jäger, die sein Muth erkoren,
36Wählet ihn zum Feldgeschrei!

37Zu den höchsten Bergesforsten,
38Wo die freien Adler horsten,
39Hat sich früh sein Blick gewandt;
40Nur dem Höchsten galt sein Streben,
41Nur in Freiheit konnt' er leben,
42Scharnhorst ist er drum genannt.

43Keiner war wol treuer, reiner,
44Näher stand dem König keiner, –
45Doch dem Volke schlug sein Herz.
46Ewig auf den Lippen schweben
47Wird er, wird im Volke leben,
48Besser als in Stein und Erz.

49Laß uns deine Blicke scheinen,
50Darfst nicht länger mehr beweinen,
51Schöne Gräfin, seinen Fall.
52Meinen's alle recht in Treue,
53Schau', dein Vater lebt aufs neue
54In des deutschen Liedes Schall.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Author

Max von Schenkendorf (1783-1817)

* 12/11/1783 in Sowetsk, † 12/11/1817 in Koblenz

männlich

deutscher Dichter, Liedermacher und Soldat

(Aus: Wikidata.org)

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