1Sie ging, den Weg zu kürzen, übers Feld.
2Es war gemäht. Die Ähren eingefahren.
3Die braunen Stoppeln stachen in die Luft,
4Als hätte sich der Erdgott schlecht rasiert.
5Sie ging und ging. Und plötzlich traf sie
6Auf die letzte blaue Blume dieses Sommers.
7Sie sah die Blume an. Die Blume sie. Und beide dachten
8(sofern die Menschen denken können, dachte die Blume...)
9Dachten ganz das gleiche:
10Du bist die letzte Blüte dieses Sommers,
11Du blühst, von lauter totem Gras umgeben.
12Dich hat der Sensenmann verschont,
13Damit ein letzter lauer Blütenduft
14Über die abgestorbene Erde wehe –
15Sie bückte sich. Und brach die blaue Blume.
16Sie rupfte alle Blütenblätter einzeln:
17Er liebt mich – liebt mich nicht – er liebt mich... nicht. –
18Die blauen Blütenfetzen flatterten
19Wie Himmelsfetzen über braune Stoppeln.
20Ihr Auge glänzte feucht – vom Abendtau,
21Der kühl und silbern auf die Felder fiel
22Wie aus des Mondes Silberhorn geschüttet.