Gustav Falke: Was war es? (1884)

1Um Mitternacht, der Regen fiel
2Und schlug ans Fenster, tropf und tropf,
3Und ohne Schlaf und schwer und schwül
4Lag ich auf meinem heißen Pfühl
5Und reckte mich
6Und streckte mich
7Und wälzte Welten um im Kopf.

8Um Mitternacht, da kam es her.
9Kling, sprang der Schlüssel, kling das Schloß.
10Und übern Gang, durchs Zimmer nun,
11Jetzt durch den Saal, auf plumpen Schuhn,
12Da klappte es
13Und tappte es,
14Daß kalt mirs übern Rücken floß.

15Um Mitternacht, da trat es ein,
16Und ging ein Wehen vor ihm her,
17Und näher kam es, nah, ganz nah,
18Und schweißgebadet lag ich da
19Und zitterte
20Und witterte,
21Daß nun mein letztes Stündlein wär.

22Um Mitternacht, da fiel ein Wort,
23Das klang so bang, das klang so tot.
24Und war kein Licht, ein Dunkel nur,
25Und schlug im Saal die alte Uhr,
26Schlug ruck und ruck
27Und zuck und zuck
28Und schnurrte ab. Schwer fiel das Lot.

29Um Mitternacht, und wie es kam,
30Jetzt Zimmer, Saal, jetzt Korridor,
31So ging es wieder. Schritt vor Schritt.
32Und in Gedanken ging ich mit,
33Klapp klapp, tapp tapp,
34Die Trepp hinab,
35Und unten knarrte leis das Tor.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Author

Gustav Falke (1853-1916)

* 01/11/1853 in Lübeck, † 02/08/1916 in Groß Borstel

männlich, geb. Falke

deutscher Schriftsteller

(Aus: Wikidata.org)

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