1O Freiheit, Freiheit! Gottes Schooß entstiegen,
2Du aller Wesen seligstes Vergnügen,
3An tausendfachen Wonnen reich,
4Machst du die Menschen Göttern gleich.
5Wo find' ich dich, wo hast du deine Halle?
6Damit auch ich anbetend niederfalle,
7Dann ewig glücklich, ewig frei
8Ein Priester deines Tempels sei.
9Einst walltest du so gern in Deutschlands Hainen,
10Und ließest dich vom Mondenlicht bescheinen,
11Und unter Wodanseichen war
12Dein unentweihtester Altar.
13Es sonnte
14An deiner Eiche lehnt' er seine Lanze,
15Und ach, mit mütterlicher Lust
16Nahmst du den Deutschen an die Brust.
17Bald aber scheuchten Fürsten deinen Frieden,
18Und Pfaffen, die so gerne Fesseln schmieden;
19Da wandtest du dein Angesicht:
20Wo Fesseln rasseln, bist du nicht.
21Dann flogst du zu den Schweizern, zu den Briten;
22Warst seltner in Palästen, als in Hütten;
23Auch bautest du ein leichtes Zelt
24Dir in Kolumbus neuer Welt.
25Und endlich, allen Völkern zum Erstaunen,
26Als hätt' auch eine Göttin ihre Launen,
27Hast du dein Angesicht verklärt
28Zu leichten Galliern gekehrt.