1Gott, wie lange muß ich darben!
2Ewig glücklich sind die nun,
3Die vor mir in Frieden starben,
4Um vom Elend auszuruhn.
5Hülfe, willst du lange säumen?
6Halb verschmachtet steh' ich hier;
7Goldne Früchte an den Bäumen,
8Reicher Herbst, was helft ihr mir?
9Bauern sammlen in die Scheune
10Korn und Waizen auf, wie Sand:
11Aber wenn ich Armer weine,
12So verschließen sie die Hand.
13Reiche rasseln mit dem Wagen,
14Fett vom Haber ist ihr Pferd;
15Rasselt nur, daß ihr die Klagen
16Eines armen Manns nicht hört.
17Knabe, den mir Gott gegeben,
18Der sein Elend noch nicht fühlt,
19Seh' ich dich im Herbstwind beben,
20Der mit deinen Lumpen spielt:
21O! dann gräm' ich mich am Stabe,
22Höre dein Geschrei nach Brod,
23Seufz' im Stillen: armer Knabe,
24Wärst du todt; ach wärst du todt!
25Menschen, ist denn kein Erbarmen,
26Kein Erbarmen unter euch?
27Sind die Dürftigen, die Armen,
28Euch an Fleisch und Blut nicht gleich?
29O so werft, wie euren Hunden,
30Mir nur einen Bissen zu!
31Doch wer Armuth nie empfunden,
32Weiß es nicht, wie weh' sie thu'.
33Gott, so muß ich ewig darben,
34O wie glücklich sind die nun,
35Die vor mir im Frieden starben,
36Um vom Elend auszuruhn!