Friedrich Hölderlin: Der Kampf der Leidenschaft (1788)

1Ras ich ewig? noch nicht ausgestritten
2Ist der heiße Streit der Leidenschaft?
3Hab ich Armer nicht genug gelitten?
4Sie ist hin – ist hin – des Kämpfers Kraft.
5Engelsauge! immer um mich schweben –
6O warum? warum? du liebe Grausame!
7Schone! schone! sieh! dies schwache Beben!
8Weibertränen weint der Überwundene.

9Weibertränen weinen? Weibertränen?
10Wirklich? wein ich wirklich, Zauberin?
11Und dies Klopfen, dieses bange Sehnen,
12Ists um Luzias Umarmungen?
13Nein! ich kann nicht! will nicht! diese Tränen
14Stieß der Zorn ins Auge, sie vergoß der Grimm;
15O! mich schmelzen keine Mädchenmienen,
16Nur der Freiheit brauste dieses Ungestüm.

17Aber wie? dein Stolz hat sich betrogen,
18Siehe! Lügen straft die Liebe mich;
19Männergröße hat dein Herz gelogen,
20Und im schwachen Kampf verkennst du dich.
21Stolz verschmähst du alle Mädchenherzen,
22Weil dir Luzia ihr großes Herz nicht gibt,
23Kindisch heuchelst du verbißne Schmerzen,
24Armer Heuchler! weil dich Luzia nicht liebt.

25Weh! sie kann, sie kann mich nimmer lieben,
26Mir geraubt durch ein tyrannisch Joch,
27Nur die Wunde noch ist mir geblieben,
28Fühlst dus? Fühlst dus? Weib! die Wunde noch.
29Ha! ein Abgrund droht vor meinen Sinnen –
30Laß mich! laß mich! todesvolle Leidenschaft!
31Höllenflamme? willt du ewig brennen?
32Schone! schone! sie ist hin, des Kämpfers Kraft.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:

Friedrich Hölderlin (1770-1843)

* 03/20/1770 in Lauffen am Neckar, † 06/07/1843 in Tübingen

männlich, geb. Q114498136

deutscher Lyriker (1770-1843)

(Aus: Wikidata.org)

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